Kalk-(Halb-)Trockenrasen

 

 



Der Lebensraumtyp Festuco-Brometalia umfasst mitteleuropäische Trocken- und Halbtrockenrasen mit einer Vegetation, die an wärmebegünstigte, basen- bzw. kalkreiche Standorte angepasst ist. Ebenso zeichnen sich die Böden durch Nährstoffarmut, vor allem an Stickstoff und Phosphor aus. Kalk- Trockenrasen gehören zu den artenreichsten Biotoptypen Deutschlands und Mitteleuropas.

 

Mit dem Blütenreichtum ihrer vielfältigen Pflanzengesellschaften tragen sie zu einer außerordentlich großen Insektenfauna bei. So ist dieser Lebensraum von besonderer Bedeutung für eine Vielzahl an Schmetterlings-, Heuschrecken-, Wildbienen- und Käferarten, wie auch an Wanzen- und Zikadenarten. Häufig durchsetzt von Heckensäumen und Büschen sind Halbtrockenrasen Lebensraum zahlreicher geschützter und seltener Vogelarten des Offen- und Halboffenlandes wie Neuntöter, Ortolan, Dorngrasmücke, Zaun- und Zippammer, sowie für wärmeliebende Reptilien.

 

Der primäre Trespen-Trockenrasen (Xerobromion) kommt als natürliche Vegetation nur auf extrem trockenwarmen, flachgründigen Fels- und Kiesstandorten vor und hat sein Verbreitungsgebiet in Deutschland nur im Süden des Landes. Er gilt nach der Roten Liste als "gefährdet". Zu seinen Charakterarten zählen z.B. die Fieder-Zwecke, Federgräser, die Echte Kugelblume, der Schmalblättrige Lein, der Berg-Gammader, die Gewöhnliche Küchenschelle und das Gewöhnliche Nadelröschen, die zusammen mit vereinzelt auftretenden Zwergsträuchern sowie Flechten und Moosen auf einer lückigen Grasnarbe wachsen.

 

Halbtrockenrasen (Mesobromion) entstehen insbesondere durch extensive Beweidung oder Mahd wie auf unseren vereinseigenen Flächen am Schlossberg bei Heppenheim (Südhessen). Sie kommen in Deutschland weiter verbreitet nach Norden und Westen hin vor, ausgenommen von küstennahen Bereichen und Mittelgebirgsregionen mit sauren Böden. Häufig liegen die Standorte an südlich exponierten Hängen mit guten Drainagebedingungen. Als Kulturbiotope hängt ihre Existenz von einer regelmäßigen Nutzung oder Pflegeeingriffen ab.

 

Zu den wiesenartigen Beständen der Halbtrockenrasen zählen Charakterarten wie Mücken-Handwurz, Knolliger Hahnenfuß, Karthäuser-Nelke, Wiesen-Salbei, Futter-Esparsette, Skabiosen-Flockenblume, Aufrechte Trespe, Echte Schlüsselblume, Enzianarten, Hornklee, Feld-Thymian,       

Tauben-Skabiose, Echte Schlüsselblume, Kriechender Hauhechel, Enzianarten, Wilde Möhre, Goldaster u.v.m.

 

Darüber hinaus zeichnen sich Halbtrockenrasen häufig durch Orchideenreichtum mit typischen Arten wie Helm-Knabenkraut, Dreizähniges-Knabenkraut, Brand-Knabenkraut, Bocksriemenzunge, Fliegen-Ragwurz, Bienen-Ragwurz aus. Weisen Halbtrockenrasen einen hohen Artenreichtum an Orchideen auf, besitzen eine bedeutende Population einer seltenen bzw. gefährdeten Orchideenart oder mehrere seltene Orchideenarten, gelten sie nach der FFH-Richtlinie als streng geschützter prioritärer Lebensraum für dessen Erhalt eine besondere Verantwortung besteht. Auf der Roten Liste Deutschlands sind Halbtrockenrasen als "stark gefährdet" geführt.

 

Bedroht sind diese besonderen Lebensräume von Nutzungsaufgabe und Nutzungsänderungen vor allem Aufforstungen, Gesteinsabbau, Nährstoff- und Schadstoffeinträge, Freizeitaktivitäten mit hoher Trittbelastung wie Motocross, Mountainbike, Skisport und Drachenfliegen.

 

Zur Pflege der Flächen und um eine gewöhnlich schnell auftretende Verbuschung zu vermeiden, ist eine extensive Beweidung oder einmalige Mahd mit Abräumung des Schnittgutes erforderlich. Bei der Wahl der Mahdtermine sollten die unterschiedlichen Lebenszyklen der Pflanzenarten, insbesondere der Orchideenarten beachtet werden.