Temporär wasserführende Gewässer und Feuchtwiesen gelten als besonders artenreich und stellen essentielle Biotope für speziell an diese Lebensraumtypen angepasste Tier- und Pflanzenarten dar. Je nach Nährstoffzusammensetzung und Feuchtigkeitsgrad der Böden bilden sich vielfältige Vegetationsstrukturen aus. Eine große Vielfalt an Feuchtwiesentypen lassen zahlreiche unterschiedliche Pflanzengesellschaften entstehen, auf die sich wiederum jeweils unterschiedliche Tierarten eingestellt haben. Manche dieser einzigartigen Feuchtgebiete wie Großseggenriede, Sumpfdotterwiesen und Flutrasen gelten als "stark gefährdet", Pfeifengraswiesen z.B. sind "als von vollständiger Vernichtung" eingestuft.
Von großer Bedeutung sind Feuchtwiesen und temporäre Gewässer für Wiesenbrüter, für ziehende Wasservögel als Rast- und Nahrungsgebiet, für Greifvögel wie z.B. die gefährdete Wiesenweihe, für Storch- und Reiherarten, Amphibienarten, Spinnenarten, Schmetterlingsarten, Libellen- und Heuschreckenarten und viele mehr. Bis zu 3.500 Arten konnten in Feuchtgebieten nachgewiesen werden.
Natürliche Senken, in denen im Frühjahr nach anhaltenden Regenfällen, der Schneeschmelze und bei hohen Grundwasserständen lange das Wasser steht, die jedoch im Laufe des Sommers trockenfallen, finden sich im Odenwald vor allem im Bereich der Bach- und Flussauenlandschaften wie auch im Ried auf Wiesen- und Ackerflächen.
Gerade solche temporären Kleinstgewässer sind für einige Amphibienarten wie Wechselkröte, Kreuzkröte und Laubfrosch, die sich mit verschiedenen Strategien an das zeitweilige Austrocknen angepasst haben, hervorragende Laichgewässer, da auch aquatische Fressfeine der Amphibienlarven wie Fische, Wasserkäfer, Wasserwanzen und Libellenlarven im Vergleich zu permanenten Gewässern in geringerer Zahl vorkommen.
Der europaweit streng geschützte und in Deutschland stark gefährdete Laubfrosch ist ein Bewohner des Tieflandes, der fischfreie, intensiv besonnte und vegetationsarme Kleinstgewässer zur Fortpflanzung benötigt. Hier legt er in sich rasch erwärmenden Flachwasserzonen an Pflanzenhalmen seine Laichballen ab. Gegenüber Temperaturschwankungen, Eintrag von Dünger und Giften reagieren die Laubfroschlarven überaus empfindlich.
Charakteristisch für den Laubrosch sind Haftscheiben an Finger- und Zehenspitzen, die der einzigen baumbewohnenden Amphibienart Europas das Klettern bis in große Höhen ermöglichen. An Land hält sich der Kletterer überwiegend an Hochstaudenpflanzen, sonnenexponierten Gebüschen, sehr gerne in Brombeerhecken wie auch in Bäumen bis in die Kronenregion hinein auf.
Die speziellen Lebensraumansprüche des Laubfrosches, die er vorwiegend in strukturreichen Kulturlandschaften mit Gewässerkomplexen und einem Netz von Heckensäumen findet, werden jedoch nur noch selten erfüllt.
Auch die Ausbildung von Metapopulationen, die in größeren Landschaftsräumen als eine Gruppe von Teilpopulationen ("Satelliten") zusammenleben und untereinander in einem genetischen Austausch stehen und teils Gewässer neu besiedeln, ist aufgrund von vielerorts ausgräumten landwirtschftlichen Nutzflächen und Zerschneidung der Landschaft nur noch schwer möglich.
Durch Grünlandumbruch und Grünlandintensivierung, Einebnung und Verfüllung von Senken auf Wiesen- und Ackerflächen und häufig zerstörter natürlicher Dynamik in Auenlandschaften wurden und werden immer weiter wertvolle geschützte Feuchtlebensräume zerstört.
Nur wenige neue temporäre Gewässer und Feuchtwiesen entstehen noch auf natürliche Weise, wie
hier bei Affolterbach durch die Ansiedlung des Bibers.
Auch die einst häufige und weit verbreitete Sumpfschrecke stellt hohe Biotopansprüche und hat sich in ihrer Lebensweise auf feuchte Habitate spezialisiert. Mit dem höchsten Feuchtigkeitsanspruch aller europäischen Heuschreckenarten, ist die inzwischen seltene Art auf extensiv genutzte Feucht- und Nasswiesen, wasserführende Wiesengräben, Seggenriede, Niedermoore, Torfmoor-Schlenken und feuchte Hochstaudenfluren an Gewässerstreifen angewiesen.
Im Gegensatz zum Vorkommen des Laubfroschs fehlt die Sumpfschrecke in der Ebene weiträumig, in den Feuchtwiesen der Bauchauen des Odenwaldes ist sie jedoch regelmäßig anzutreffen. Dort findet die Sumpfschrecke ausreichend durchfeuchtete Böden zur Eiablage. Trockenheit wie auch intensive Düngung schaden der Entwicklung der Eier mit der Folge eines geringeren Schlupferfolges. Die Nahrung der Sumpfschrecke besteht aus Süß- und Riedgräsern.
Gegenüber anderen zirpenden Heuschreckenarten ist die Sumpfschrecke an weiträumig hörbaren Knipslauten erkennbar, die sie durch ruckartiges Ziehen der Hinterbeine über die Flügel erzeugt.
Zielgerichtete Maßnahmen sind erforderlich, um temporäre Gewässer und Feuchtwiesen mit ihrer bedeutenden Artenvielfalt zu erhalten sowie neu entstehen zu lassen.
Das Verfüllen dieser Senke im Odenwald wurde durch das schnelle Eingreifen der Naturschutzbehörde verhindert und damit wertvoller Lebensraum erhalten.