Wälder bedecken zu rund 30 Prozent die Landoberfläche der Erde. Bedingt durch die unterschiedlichen klimatischen Zonen unterscheiden sie sich in ihrer Artenzusammensetzung stark voneinander. Man unterscheidet demnach drei große Waldökotypen. Das umfangreichste geschlossene Waldgebiet mit einer Fläche von rund 1,4 Milliarden Hektar sind die borealen Nadelwälder des nördlichen Waldgürtels, die sich über Skandinavien, die sibirische Taiga, Alaska und Kanada erstrecken. In gemäßigten Zonen wachsen sommergrüne Laub- und Mischwälder mit einer Fläche von rund 0,7 Milliarden Hektar. Die tropischen Regenwälder mit immergrünen Laub- bzw. Regenwäldern nehmen mit der größten Vielfalt an Baumarten und einer unermesslich großen Vielfalt an sonstigen Pflanzen- und Tierarten, eine Fläche von 1,8 Milliarden Hektar ein.
60.065 Baumarten, die von Forschern der Organisation Botanic Gardens Conservation International (BGC) in einer Datenbank erfasst wurden, wurden bisher weltweit entdeckt und beschrieben. Davon sind rund 10.000 Baumarten vor allem aufgrund von Kahlschlag und Raubbau - täglich schrumpfen die weltweiten Wälder um viele tausend Hektar - vom Aussterben bedroht.
Urwälder, die eine natürliche Vegetation aufweisen, ohne sichtbaren menschlichen Einfluss sind und deren natürliche Dynamik ungestört verläuft ( Definition der FAO - Food and Agriculture Organisation of the United Nations), gibt es in Europa kaum noch.
In 34 Ländern Europas kommen mit einer Fläche von insgesamt 1,4 Mio. Hektar die letzten Urwälder vor, die noch unter sehr geringen menschlichen Einflüssen stehen und in denen ökologische Prozesse weitestgehend natürlich ablaufen. Viele vom Aussterben bedrohte Arten finden hier noch geeigneten Lebensraum. So bieten z.B. die Urwälder des Bialowieza-Nationalparks in Polen, sowie die rumänischen und ukrainischen Karpaten dem Wisent und Braunbären letzte Refugien. Jedoch auch in solchen Natura-2000 Schutzgebieten und UNESCO-Weltnaturerbestätten finden durch massiven, rücksichtslosen Raubbau durch Holzunternehmen Zerstörungen ökologisch wertvollster Urwaldgebiete statt.
Deutschland gehört zu den waldreichsten Ländern Europas und ist zu einem Drittel mit Wald bedeckt, dies entspricht einer Fläche von rund 11,4 Mio. Hektar. Jedoch gibt es in Deutschland keine ursprünglichen Urwälder mehr. Nur noch wenige urwaldähnliche, naturnahe Relikte sind kleinflächig in den Nationalparks Bayrischer Wald, Nationalpark Harz und Nationalpark Kellerwald-Edersee zu finden. Der Hainich im Bundesland Thüringen ist mit einer Fläche von 130km² das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, das überwiegend von der Rotbuche geprägt ist. Hiervon sind 75km² als Nationalpark ausgewiesen.
Den größten Waldanteil, mit jeweils ca. 42% der Landesfläche besitzen die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen.
Zahlreiche Lebensraumtypen unserer heimischen Wälder sind im Anhang I der FFH-Richtlinie als Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse aufgeführt, die im Schutzgebietsnetz Natura-2000 zu deren Erhalt zu berücksichtigen sind. Dazu zählen u.a. die Waldtypen Hainsimsen-Buchenwald, Orchideen- und Waldmeister-Buchenwälder, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder, Eichenwälder der Sandebenen und Auenwälder.
Rund 90 Baum- und Straucharten sind in deutschen Wäldern beheimatet. Die häufigsten Baumarten sind die Nadelbaumarten Fichte (25%) und Kiefer (22%), gefolgt von den Laubbäumen Buche (15%) und Eiche (10%), sowie anderen Arten wie Edellaub- und Weichholzlaubarten (18%). Dabei kommen in tieferen bis mittleren Lagen überwiegend Laubholzwälder (31%) und Laub-Nadelholz Mischwälder (13%) vor. Den größten Anteil von 54% bestreiten die Nadelwälder, die vor allem in den Höhenlagen der Mittelgebirge angesiedelt sind.
Da das Holz der Fichte schnellwachsend und vielfach verwendbar ist und daher eine hohe Nachfrage besteht, entstanden vielerorts künstlich aufgeforstete ertragreiche Monokulturen des "Brotbaumes", die besonders anfällig gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer und Sturmereignissen sind. So weist nach dem Waldzustandsbericht 2019 ein überaus großer Anteil der Nadelbaumarten wie auch der Laubbäume gravierende Schäden auf.
Jedes Waldökosystem zeichnet sich durch eine ganz spezielle Pflanzenwelt aus und bildet besondere Lebensgemeinschaften. Dabei hängt die Beschaffenheit der Krautschicht mit dem jeweiligen Vorkommen an Moosen, Flechten, Farnen, Blütenpflanzen, Gräsern und Pilzen entscheident von unterschiedlichen Standortfaktoren, wie Dauer und Stärke der Lichteinwirkung, dem Wärmegrad, der Beschaffenheit des Bodens wie Feuchtigkeit, Säuregrad und der Nährstoffversorgung ab.
So haben sich Blütenpflanzen des Waldes mit unterschiedlichen Strategien an die Lichtverhältnisse angepasst. Frühblüher wie Buschwindröschen, Maiglöckchen, Märzenbecher, Bärlauch nutzen die unbelaubte Zeit für Wachstum und Entwicklung und bilden häufig in Laubwäldern weitläufige Blütenteppiche aus. Andere Arten haben sich durch sehr große, sehr viele oder dunkelgrüne Blätter mit reichlich Chlorophyll an die schwache Sonneneinstrahlung angepasst, um ausreichend Photosynthese durchführen zu können. Arten wie der Fichtenspargel oder die seltene Vogel-Nestwurz aus der Familie der Orchideen kommen ganz ohne Blattgrün aus und können lichtärmste Biotope wie beispielsweise geschlossene Fichtenbestände besiedeln. Sie ernähren sich als Epiparasiten mit Hilfe von Mykorrhiza Pilzen im Waldboden.
Moose kommen mit äußerst wenig Licht und Nährstoffen aus und gedeihen meist auch bei niedrigen Temperaturen gut. Sie besiedeln unterschiedlichste Substrate wie Erde und Felsen, ebenso Rinde, Holz und Totholz, sind jedoch überwiegend an feuchte Standorte gebunden. Als wechselfeuchte Pflanzen können sie ihren Wasserhaushalt nur eingeschränkt regulieren. Anstelle einer Wasseraufnahme über Wurzeln geschieht diese vor allem über die Pflanzenoberfläche. Aufgrund ihrer Fähigkeit ein Mehrfaches ihres Eigengewichtes an Wasser speichern zu können, sind Moose bedeutend für den Wasserhaushalt der Wälder und sorgen für ein feuchtes und kühles Waldklima. Moose pflanzen sich wie auch Farne durch Sporen fort.
Vor allem in Auwäldern kommt der stark gefährdete Königsfarn vor. Der Adlerfarn tritt gerne in lichten Kieferwäldern und Eichenhainen auf und erreicht zuweilen eine stattliche Höhe von bis zu 3m. Die am häufigsten vorkommenden Farnarten in unseren Wäldern sind der Frauen- und der Wurmfarn.
Mit einem Vorkommen von zwei Drittel aller heimischen Pilzarten, ist der Wald der wichtigste Lebensraum für Pilze. Ihr oberirdisch sichtbarer Fruchtkörper stellt für zahlreiche Insekten, Kleinsäuger und Schnecken eine Nahrungsquelle dar. Der eigentliche Pilz aus einem Geflecht von Zellfäden (Mycel) befindet sich im Boden oder bei an Bäumen lebenden Pilzen, wie z.B. dem Zunderschwamm, im Holz.
Manche Pilze leben in einer außergewöhnlichen Lebensgemeinschaft, der Mykorrhiza. Mit einem dichten Pilzmantel hüllt der Pilz das Feinstwurzelsystem von Bäumen oder anderen Pflanzen ein, sodass ein Austausch von Nährstoffen stattfinden kann. Auf diese Weise versorgt die Pflanze den Pilz mit Zucker und erhält im Gegenzug Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aus dem Boden. Weiterhin schützt der Pilz die Pflanze vor Schadstoffen. Schwermetalle welche die Pflanze aufnehmen würde, hält der Pilz zurück und reichert sie in seinem Fruchtkörper an. Ebenso schützt der Pilz vor Frostanfälligkeit und krankheitserregenden Bodenorganismen. Zum überwiegenden Teil sind Pilze Saprobionten, d.h. sie leben von totem organischen Material. Gemeinsam mit Mikroorganismen und im Boden lebenden Insektenarten, Würmern und Schnecken zersetzen sie Laub, abgestorbene Pflanzen, Totholz oder tote Tiere und reichern hierdurch die für Pflanzen lebensnotwendigen Mineralstoffe im Waldboden an.
Flechten als symbiotische Lebensgemeinschaften zwischen ein oder mehreren Pilzen, den sog. Mykobionten und Grünalgen den sog. Photobionten, gelten als Pionierorganismen und sind in der Lage nährstoffarme Substrate zu besiedeln. Hierbei produziert die Alge durch Photosynthese genügend Stärke um auch den Pilz versorgen zu können, die Alge erhält durch den Pilz die notwendige Feuchtigkeit. Im Gegensatz zu den Pilzen zersetzen Flechten das Holz nicht.
Ohne Totholz wäre das Ökosystem Wald sehr viel artenärmer. Alt- und Totholz bilden die Lebensgrundlage für ca. 6000 xylobionte (holzbewohnende) Arten. In einem Teil ihres Lebens bietet Totholz in unterschiedlichsten Zerfallsformen für diese Arten Lebensraum und Nahrungsquelle. Bei den Tierarten stellen Insekten die meisten Xylobionten.
Frisch abgestorbene Bäume werden von primären Xylobionten wie Borken-, Bock-, Pracht- und Werftkäfern besetzt, die sich oft baumartspezifisch von der Rinde oder dem Splintholz ernähren. Die Larvenentwicklung verläuft hierbei meist über mehrere Jahre. Durch das Ablösen der Rinde und dem Bohren von Fraßgängen erschließen die Käfer Eintrittspforten für Pilze und Bakterien und schaffen damit gleichzeitig Wohnraum für weitere Käferarten wie z.B. Nage- und Hirschkäfer. In dieser Zersetzungsphase nutzen auch Fliegen-, Mücken- und Wildbienenarten die Gänge zur Entwicklung. Mikroorganismen und Pilze beschleunigen jetzt immer mehr den Zersetzungsprozess zu Humus. Der Holzmulm und Moder dient nunmehr Arten wie Ameisen, Käfern, Milben, Tausendfüßlern, Springschwänzen, Würmern und Asseln als Lebensraum. Gleichzeitig stellen all dies Arten Nahrung für unterschiedlichste Wirbeltierarten des Waldes, wie Spechte, Singvögel, Mäuse, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien dar.
Auf so entstandenem nährstoffreichen Waldboden können neue Bäume und Pflanzenarten keimen und naturnaher, artenreicher Wald mit einer Vielfalt an Strukturen entstehen. Ein Mangel an Totholz in unseren Wäldern bedroht somit die Vielfalt des Waldes wie auch das gesamte Ökosystem Wald.