Die Gemeinde Wald-Michelbach unter ihrem Oberhaupt Sascha Weber will nach über 30 Jahren einen schon damals fragwürdig beschlossenen B-Plan eines Gewerbegebietes in der Ulfenbachaue baurechtlich umsetzen. Hierbei kam es unangekündigt zu vorbereitenden Maßnahmen, wie der Mahd einer ökologisch wertvollen Schilffläche mit dem Vorkommen mehrerer vom Aussterben bedrohter Vogelarten, wie dem Braunkehlchen und der Bekassine.
Über 50 weitere Brutvogelarten wurden in dem Gebiet nachgewiesen, darunter zahlreiche weitere Arten der Roten Liste, wie die Krickente, Waldwasserläufer und Wasserralle, die verdeutlichen, dass das Gebiet ein Naturschutzgebiet ist, aber sicher kein Gewerbegebiet.
Die Gemeinde, sowie die Behörden einschließlich politischer Verantwortungsträger und das hessische Umweltministerium wurden von uns aufgefordert diesen drohenden Umweltskandal abzuwenden. Wir wiesen die Verantwortlichen darauf hin, dass das Naturschutzgesetz und artenschutzrechtliche Vorgaben auch bei bestehenden B-Plänen einzuhalten sind und im vorliegenden Fall umfangreiche vorgezogene und zwingend funktionsfähige Ersatzmaßnahmen vor Eingriff in derartige Flächen nachzuweisen sind. Im vorliegenden Fall wird dies aber nicht möglich sein, da traditionelle Ganzjahresvorkommen mit Rast und Brut der Bekassine, als auch das wohl letzte Brutpaar vom Braunkehlchen in Südhessen nicht ersetzt werden können, sondern nur über viele Jahre bis Jahrzehnte in gleichartiger Weise und störungsfreien Räumen wiederhergestellt werden könnten.
So stellt sich die Frage, wenn man ein derartiges Gebiet im räumlichen Umfeld und im Verhältnis 1:2 wiederherstellen müsste, dann muss man, ökonomisch und ökologisch nachgedacht derartige Eingriffe lieber sein lassen und behält in den Moorböden zusätzlich klimaschädigende Gase zurück. Bei Entwässerungsmaßnahmen und Bodeneingriffen wird tonnenweise Kohlenstoff freigesetzt, der mit Sauerstoff oxidiert und sich zu CO2 verbindet, sowie das 300mal klimaschädlichere Lachgas, das in derartigen stabilen Ökosystemen, Röhrichtbeständen, Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren, sämtliche nach § 30 BNatSchG geschützte Biotope, dauerhaft gebunden wird.
Die Gemeinde als auch alle weiteren in dem Verfahren beteiligten Politiker und Behörden wurden daher von uns aufgefordert sich für eine nachhaltige Nutzung, im Interesse von uns allen und nachfolgender Generationen für den Klimaschutz als auch für die Artenvielfalt zu entscheiden und das Gebiet als Naturschutzgebiet auszuweisen.
Bilder zeigen Bekassine, Krickente und Braunkehlchen. Bilder Wolfgang Wenner (NABU-Wald Michelbach) und Dirk Bernd (MUNA).
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Dem Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling geht es so schlecht wie nie zuvor. Die Entwicklung der Raupen hängt mit dem Blühzeitpunkt des Großen-Wiesenknopf zusammen. Die Flugzeit der Falter, in der Nahrungsaufnahme, Eiablage und Raupenentwicklung an der Pflanze stattfindet, reicht von Ende Juni bis September. Durch die feuchte Witterung in 2024 finden weiträumige Wiesenmahden im Juli statt, was ein Totalausfall für die seltenen Schmetterlinge bedeutet. Hier braucht es den Einsatz der Landnutzer und Behörden, die mit entsprechenden Fördergeldern dem Aussterben der Arten entgegenwirken.
Dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling geht es von den Geschwisterarten am schlechtesten, so konnten wir nur noch 2 Vorkommen in Südhessen feststellen, die anderen sind zerstört. Da sich das Verbreitungsgebiet der Falter überwiegend auf Deutschland beschränkt, tragen wir eine besondere Verantwortung zur Erhaltung der Arten, was auch die FFH-Richtlinie so vorsieht. Eigentlich darf der sogenannte Erhaltungszustand der Arten sich nicht verschlechtern, sondern soll günstig werden, davon sind beide Falter weit entfernt. Aktuell kann man das Aussterben vom Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling verfolgen. Ohne behördliches Handeln werden wir ihn verlieren, aufgefordert wurden die Behörden seit Langem, die Flächen, wo die Arten vorkommen sind bekannt!
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Die Kreuzkröten bei Hüttenfeld haben vor 3 Wochen zum zweiten Mal in diesem Jahr abgelaicht, bisher konnten etwa 2.000 kleine Kreuzkröten-Hüpferlinge die neu angelegten Gewässer verlassen.
Ein schöner Erfolg für die Natur und die Artenvielfalt um Hüttenfeld. Mit Spannung bleibt abzuwarten wie viele der kleinen Kröten überleben und die Gewässer in 2026 als erwachsene Kröten wieder aufsuchen werden.
Die wärmeliebende Zaunammer besiedelt in diesem Jahr wieder mit 5 Revieren ihr Areal am Heppenheimer Schlossberg. Schon im zeitigen Frühjahr hatte ein Zaunammer-Männchen, wie schon in den Jahren zuvor, sein Revier auf unseren beweideten Flächen besetzt und wir konnten in den vergangenen Tagen eine erfolgreiche Brut dokumentieren.
Dieser Zaunammer-Ästling hat sich eine gute Deckung in einer Brombeerhecke am Rande unserer Flächen gesucht, noch sind seine Flugkünste überschaubar. Seine Geschwister riefen verteilt in dichtem Buschwerk sitzend, die beiden Elternvögel fütterten eifrig.
Die Teilbereiche mit Halbtrockenrasen und Magerwiesen sind in diesem Jahr besonders reich an Orchideen, so entwickelten sich fast 500 Bocksriemenzungen, Bienen-Ragwurz und Knabenkräuter. Die zeitweise Beweidung mit Schafen in geringer Dichte hilft den konkurrenzschwachen Arten, so dass auch seltene Arten, wie Schmalblütige Traubenhyazinthe und verschiedene Sommerwurzarten mittlerweile in der Fläche vorkommen.
Die Bocksriemenzunge wird gerne von Sandbienennarten besucht.
Die seltene Bienenragwurz ist die Spätblüherin unter den heimischen Ragwurzarten, mit den ersten Blüten ist nicht vor Mitte Mai zu rechnen. Sie gedeiht auf nährstoffarmen, basen- oder kalkreichen Böden, typischerweise auf Halbtrockenrasen, Magerwiesen sowie in lichten Wäldern. Auch Vorkommen auf noch jungen Brachen oder inmitten der Ortschaft sind bekannt. Der Name der seltenen Orchidee leitet sich von den auffälligen Blütenlippen ab, die das Aussehen einer Biene imitieren, die männliche Bienen anlockt (Sexualtäuschblume), um sich zu paaren und hierbei kommt es zur Bestäubung der Blüten. Jedoch findet bei der Bienen-Ragwurz regelmäßig eine Selbstbestäubung statt, da die spezifische Bienenart bei uns nicht vorkommt, die Fruchtansätze sind bei dieser Orchideenart besonders hoch.
Auf unterschiedliche Witterungsschwankungen reagiert die Bienen-Ragwurz als mediterranes Florenelement sehr sensibel und zeigt dann Schwankungen im Blüh- und Standortverhalten. Sind Herbst und Frühjahr eher feucht, zeigt sich die Orchidee blühfreudiger. Da die Winter milder, aber auch niederschlagsreicher werden, kommt dies der Ragwurz zugute.
Mit dem Landwirtschaftsbetrieb von Helmut Steinmetz in Lampertheim und dem Fertigrasenbetrieb von Thomas Büchner in Alsbach-Hähnlein haben wir in Hüttenfeld mehrere Gewässer für Amphibien angelegt. Hier siedeln vitale Populationen der Erdkröte und Kreuzkröte. Auch Grünfrösche, Gras- und Springfrosch kommen in den Gewässern vor. In den letzten Jahren trockneten die Gewässer immer wieder zu früh aus, so dass wir unter tatkräftiger Unterstützung o.g. Betriebe die Gewässer vertiefen konnten und z.T. mit Folien auslegten, um zumindest das vollständige Austrocknen zu verhindern und so den z.T. mehrere Monate dauernden Wasseraufenthalt der Kaulquappen bis zur Entwicklung als Hüpferling zu ermöglichen. Die Gewässer wurden bereits nach kurzer Zeit, insbesondere von einer Population der seltenen Kreuzkröte angenommen, deren Entwicklung der Larven nun erfolgreich ablaufen kann. Die Pflege der Gewässer muss alljährlich erfolgen, da gerade die Kreuzkröte vegetationsarme bis vegetationsfreie flache Gewässer benötigt, die über Winter auch trockenfallen müssen.
Vertrockneter Laich war bisher alljährlich ein Problem.
Verdichtung und vertiefen der Senke bis zur tonhaltigen Schicht, hier vor den Erdbeertunneln von Helmut Steinmetz.
Die Verdichtung der Fläche und das Abtragen des Oberbodens lässt Wasser deutlich länger in den Senken stehen, hier im Vorgewende eines Fertigrasenfeldes von Thomas Büchner.
Niederschlagswasser sammelt sich auf dem tonhaltigen Vorgewende, das der Kreuzkröte als Fortpflanzungsgewässer dient.
Kreuzkröten-Männchen im Gewässer lockt mit trällernden Rufen ein Weibchen an.
Kreuzkröten-Paar
Laichschnur der Kreuzkröte in nur wenigen Zentimeter tiefem Wasser, das stets Gefahr läuft trocken zu fallen.
Die bestehenden Windkraftanlagen, wie im gut untersuchten Odenwald, schlagen alljährlich so viele Vögel und Fledermäuse aus der Luft, dass es für einzelne Arten mittlerweile eng wird. So ist der bundesweite Niedergang der beiden Fledermausarten Großer Abendsegler und Rauhautfledermaus mit dem Ausbau der Windkraftnutzung korreliert, siehe unsere Veröffentlichungen zu dem Thema.
Am vergangenen Donnerstag wurden Spaziergänger auf einen verletzten Rotmilan im Bereich einer der Wald-Windindustrieflächen im Odenwald aufmerksam, der schwer verletzt zwei Tage später eingefangen werden konnte und aufgrund seiner Verletzungen eingeschläfert werden musste.
Deutschland zählt zu dem Hauptverbreitungsgebiet des Rotmilans, wonach etwa 60% des Weltbestandes zu finden sind. Die Alibimaßnahmen der Landesregierungen oder des Bundes, meist Lippenbekenntnisse und schön lesbare Ideen helfen der Art nicht, wenn jährlich geschätzt 1 Rotmilan pro 2 WKA geschlagen wird. Da es sich überwiegend um die Schlüsselindividuen einer Population handelt, denn meist sind erwachsene Tiere betroffen, geht mit dem Verlust eines der Altvögel auch die Brut verloren, wie im vorliegenden Fall. Funde sind nur die Spitze des Eisberges, denn systematische Untersuchungen finden nicht statt und wo sie stattfanden wurden die Schlagopferzahlen um ein Vielfaches nach oben korrigiert, als von Behördenseite oder den geschriebenen Texten der Industrie, angegeben.
Mittelgebirgsräume, wie der Odenwald, verlieren somit ihre Charakterarten durch den ungezügelten Ausbau mit den sogenannten erneuerbaren Energien. Noch beherbergen unsere Mittelgebirge den überwiegenden Anteil der Brutpopulation des Rotmilans in Deutschland. Gleiches gilt für den Schwarzstorch, von dem wir zwischenzeitlich im Odenwald 15 Brutpaare einschließlich deren Horststandorte kennen. Bei mehreren Greifvogelarten wie dem Mäusebussard, Wespenbussard, den beiden Milanen Rot- und Schwarzmilan, sowie dem Schwarzstorch stellen wir immer wieder Verluste von Revieren im Umfeld von WKA fest. Dies deckt sich gut mit Studien z.B. aus Frankreich, wo die Regierung, im Gegensatz zu Deutschland, einen ganz anderen Weg im Umgang mit WKA einschlägt und für den Ausbau der WKA ein Moratorium verhängt hat. Dies nicht nur aufgrund der unzureichenden Kenntnis über gesundheitliche Schäden durch Kulisseneffekte, Infraschall, Schlagschatten, sondern auch der krebserregenden Stoffe, die in den Anlagen zum Einsatz kommen.
Eine zukunftsfähige und nachhaltige Politik wäre in der Lage tatsächlich zukunftsweisende innovative Technologien (Gezeitenenergie, Wasserstoff, Wasserkraft, Fusionsenergie, Dämmung, Einsparungen u.a.) voranzubringen, anstatt auf eine Technik zu setzen, die unsere Lebensgrundlage, wozu in erster Linie eine vitale biologische Vielfalt zählt, derart zu schädigen, dass auch für uns ein dauerhaftes Überleben, wie wir es kennen, kaum noch realistish ist.
Anstatt mit Milliardensummen an Steuergeldern die Windindustrie zu fördern und hart erkämpfte Naturschutzgesetze weich zu spülen, würde unsere Regierung aber auch die EU besser auf tatsächliche nachhaltige und zukunftsweisende Energiegewinnungstechniken setzen. Was machen jedoch unsere derzeitigen Verantwortungsträger, sie schädigen in verantwortungsloser Weise unsere Zukunft und verkaufen es als Weltrettung für das Klima. Über Millardenprogramme an Fehlinformationen wird dann der Bevölkerung eingeimpft, dass schon alles seine Richtigkeit hat und aus Mangel an Interesse fällt es auch der Mehrheit unter uns noch immer nicht auf.
Unsere geplünderten Wälder mit den falsch angepflanzten Baumarten, was 98% unserer Waldfläche (Wirtschaftswald) in Deutschland betrifft, beherbergen keine vitalen Lebensgemein-schaften und dienen derzeit kaum noch als CO2 Speicher. Die humusarmen landwirtschaftlichen Böden, die durch Stilllegung, Brachejahre, Umweltprogramme profitiert hätten, was auch der Artenvielfalt zugute gekommen wäre, sind bis auf rudimentäre Flächen politisch gestrichen worden und somit ohne Wert den Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu absorbieren. Was bringt dem Schwarzstorch die Anlage von Teichen, wenn gleichzeitig der Biber als optimaler Gewässerbauer geschossen wird. Was bringen dem Rotmilan Horstschutzprogramme, wenn er gleichzeitig an der nächsten WKA erschlagen wird oder auf den durch Solarkollektoren verbauten Wiesen verhungert.
Somit verlieren wir auch weiterhin nachhaltig und in einem nie dagewesenen Ausmaß unsere Artenvielfalt und somit nicht nur eine lebenswerte Zukunft, sondern allgemein unsere Zukunft, da wir ohne gesunde Ökosysteme innerhalb des Artengefüges mitsamt der Schlüssellebensräume wie vitale Wälder, vitale Moore, vitale Böden, vitale Gewässer und deren Artengemeinschaften, ebenfalls nicht überlebensfähig sind.
Lösungen liegen auf der Hand, werden aber nach wie vor zugunsten einzelner Interessensgruppen nicht umgesetzt.
Demzufolge musste man kein Prophet sein, um zu erkennen, dass all die Maßnahmen nicht ausreichen und bis heute die selbstgesteckten Ziele weit verfehlt werden und immer mehr Schäden an den Ökosystemen einen irreversiblen Charakter annehmen.
Zukunftsunfähige Politik wird nicht nur die Roten Listen der Arten füllen und Ökosysteme zum Kippen bringen, sondern führt auch dazu, dass in derartig geschädigten Ökosystemen auch der Mensch mehr und immer früher an Krankheiten leiden wird, was ebenfalls bereits deutlich feststellbar ist.
Somit stellen wir derzeit eine weitere Schädigung der Natur mit vielen Alibimaßnahmen, schwindender Artenvielfalt, mehr Klimaproblemen, verunstalteter Gesetzgebungen, Manipulation der Bevölkerung und steigenden Krankheiten, aber ohne Weitblick und Umdenkungsprozesse fest. Versagt die Politik oder etablierte Organisationen braucht es was Neues.
Wir bleiben in der Hoffnung auf ein Umdenken, ein Erkennen von Konflikten und Umsetzung von tatsächlichen Lösungen und versuchen unseren Beitrag mit gutem Beispiel, dem Schaffen von Wissen und viel Information dazu, zu leisten.
Kaum eine Tierartengruppe ist derzeit so gefährdet wie unsere 21 heimischen Amphibienarten. Einst im Oberrheingraben regelmäßig anzutreffende Arten wie Grasfrosch und Knoblauchkröte sind kaum noch zu finden. Ehemalige Vorkommen dieser Arten mit Laichgesellschaften von 100 Paaren und mehr gibt es kaum noch. Viele Vorkommen sind bereits erloschen oder stehen vor dem Erlöschen. Neben Klimaextremen, wie lange Trockenphasen und Frühjahrstrockenheit setzen den Amphibien vor allem die intensive Landnutzung zu, mit nach wie vor viel zu hohem Pestizid- und Düngemitteleinsatz, zu großen und einheitlich bewirtschafteten Flächen oder Maschineneinsatz im Wald mit all seinen Folgen und der Straßenverkehr sind die Hauptfaktoren des Niedergangs. Geschwächte Immunsysteme, eingeschleppte Krankheitserreger und Beutegreifer, wie der Waschbär können dann die Restbestände zum Erlöschen bringen.
Interessanterweise bietet, im Gegensatz zum bedauerlichen Geschehen im Oberrheingraben, der angrenzende Mittelgebirgsraum Odenwald vielerorts noch stabile Vorkommen vom Grasfrosch, Bergmolch, Fadenmolch, Feuersalamander und Teichmolch, dies häufig im Bereich der wiesengesäumten Bachtäler. Die Arten- und auch individuenreichsten Vorkommen finden sich häufig im Bereich von Biberteichen, wo Grasfrösche in den überstauten Wiesenflächen ablaichen, die Larven günstige Entwicklungsbedingungen vorfinden und später als Hüpferlinge ausreichend Insekten in den Feuchtwiesen finden.
Erfolgen keine Hilfsmaßnahmen, wie die Anlage von Kleinstgewässern in einem Biotopverbund im Oberrheingraben, eine naturnähere Land- und Forstwirtschaft, so werden wir in absehbarer Zeit Arten, wie die einst häufigste Amphibienart, den Grasfrosch, weiträumig verlieren. Der Verlust einer Artengruppe, wie der Amphibien, die eine entscheidende Stellung in der Nahrungskette inne hat, kann ökologisch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, was von Mückenplagen und der Ausbreitung von Krankheiten aufgrund des Fehlens von Amphibien in anderen Ländern bereits bekannt ist. Der Springfrosch, noch vor wenigen Jahren nur im Oberrheingraben beheimatet und auch früher nie im Odenwald nachgewiesen, besiedelt nach und nach diesen Mittelgebirgsraum und kann hier mittlerweile an mehreren Stellen über den Vorderen bis Zentralen Odenwald, insbesondere in Waldtümpeln, nachgewiesen werden. Er zählt somit zur einzigen Amphibienart, die im Hinblick auf einen vergrößerten Lebensraum positiv auffällt, wenn auch die Bestände nur gering sind.
Laichplätze vom Grasfrosch mit 200 und mehr Laichballen finden sich auch im Odenwald nur noch selten.
Über die rege Teilnahme an unserer Mitmachaktion "Wer kennt das schönste Biberrevier" haben wir uns sehr gefreut. Vor allem die an den Biberrevieren vorkommende vielfältige Tierwelt, Dammbauten, neu entstandene Biberteiche, wie auch eine Biberfamilie in ihrem Lebensraum wurden von den Teilnehmern in kleinen Fotodokumentationen festgehalten und uns zugesandt.
Zum Abschluss des Wettbewerbs fand nun am vergangenen Samstag als Dank für die Teilnehmer an einem der zahlreichen Biberreviere des Odenwaldes eine Preisverleihung statt.
Trotz der Kälte hatten sich mehrere Teilnehmer am Biberhabitat bei Höchst eingefunden. Bei einem kleinen Rundgang durch das Biberrevier erfuhren die Anwesenden Wissenswertes über den Lebensraum des Bibers, den herausragenden Nutzen des kostenlosen Landschaftsgestalters für die Biodiversität sowie über den hervorragenden Beitrag des Nagers zur Regenrückhaltung und Grundwasseranreicherung, womit der Biber außerdem dem Trockenfallen von Bächen entgegenwirkt.
Nach vielen Jahren der extensiven Beweidung und Mahd mit Entnahme des Schnittguts zeigen sich nun die erwünschten Erfolge. Auf unseren Flächen im FFH-Gebiet am Heppenheimer Schlossberg breitet sich die geschützte Orchideenart Bocksriemenzunge immer weiter aus und prägt den Blühcharakter der Trocken- und Magerrasen im Mai bis Juli. Nahezu vollständig sind unsere Flächen inzwischen von der Orchidee besiedelt, sodass wir die Art in diesem Herbst in großer Anzahl feststellen konnten. 191 Winterblattrosetten der Bocks-Riemenzunge sowie 15 von der Bienen-Ragwurz haben wir bisher erfasst und wir sind sehr gespannt, wie viele der seltenen Orchideen im Frühjahr einen Blütenstand entwickeln.
In den letzten vier Jahren führten wir nur eine jährliche Pflege der Flächen, mittels Mahd ohne Beweidung durch, auch die Zaundichtigkeit war nicht mehr wichtig. Dies führte dazu, dass die Wildschweine den Zaun an mehreren Stellen überwunden und alljährlich zahlreiche der Orchideenknollen gefressen hatten und die Bestände deutlich zurückgingen. Die wieder hohen Zahlen an Orchideen, wurden durch Schließen der Zäune und die Pflege durch Schafe erreicht.
Unsere Bemühungen zeigen auch außerhalb unserer Orchideenflächen erste Erfolge. So kann man am Schlossberg auch an weiteren Stellen die ersten Bocksriemenzungen finden, die sich über Samenflug über weite Strecken ausbreiten können und beim Vorkommen eines spezifischen Bodenpilzes, den die Samen zur Keimung benötigen und mit dem die Pflanzen später eine Symbiose eingehen, nach 3 Jahren Entwicklungszeit zur Blüte kommen können.
Im Zuge der Beweidung steigt auch die Zahl der Insekten wieder spürbar an. So finden in den offenen Bodenstellen, die durch den tiefen Biss und den Liegeplätzen der Schafe entstehen, Wildbienen günstige Nistgelegenheiten und der Dung der Tiere dient zahlreichen Käfern und Fliegen als Nahrungsquelle, wovon wiederum Insektenfresser wie Gottesanbeterin, Gartenrotschwanz und Zaunammer profitieren.
Erste Einsendungen zum Fotowettbewerb "Das schönste Biberrevier" des NABU Odenwaldkreis und MUNA haben uns zwischenzeitlich erreicht. Die wunderbaren Fotos zeigen die Schönheit und Artenvielfalt der Biberreviere, sowie das Leben einer Biberfamilie.
Foto: Reinhold Daab
Zahlreiche Vogelarten nutzen z.B. das Biberhabitat bei Lengfeld als Bruthabitat oder als Rastplatz auf dem Herbst- und Frühjahrszug.
Hier am Lengfelder Biberteich konnte unser Einsender u.a. Kiebitze, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Teichhühner, Blässhühner, Zwergtaucher, Krickenten, Knäkenten, Stockenten, Weißstörche, Graureiher, Silberreiher, Rostgänse, Graugänse, Nilgänse, Kanadagänse, Eisvogel, Regenbrachvogel, Mittelmeermöve und Schwarzstorch beobachten und im Bild festhalten.
Foto: Reinhold Daab
Rost- und Kanadagänse als Neozoen fühlen sich ebenso wohl wie zahlreiche heimische Arten.
Foto: Reinhold Daab
Junge Gänse sind Nestflüchter und erkunden den Teich kurz nach dem Schlupf aus dem Ei.
Foto: Reinhold Daab
Passen die Gänse nicht auf, schnappt sich auch mal die Mittelmeermöve eines der Eier.
Foto: Reinhold Daab Graureiher und Nilgänse
Nilgänse gelten als invasive Art, deren Bestände nach politischem Willen zu "managen" sind, was jedoch sinnfrei ist. Die Art ist in Teilen ihres afrikanischen Hauptverbreitungsgebietes z.T. aufgrund von Verfolgung sehr selten. In Deutschland fühlt sie sich wohl und kann als Bereicherung der heimischen Fauna angesehen werden, zumal sie auch von alleine den Weg nach Europa gefunden hat. Die Scheindiskussionen, die aktuell bei zahlreichen Arten geführt werden, haben wenig mit Evolutionsbiologie oder artökologischem Verstand zu tun, da die Mehrheit der Arten für unsere Ökosysteme völlig unproblematisch sind und die tatsächlich kritischen Arten, wie Kalikokrebs oder Waschbär, leider nicht mehr aus dem Naturhaushalt entfernt werden können.
Foto: Reinhold Daab Silberreiher und Krickenten
In Mitteleuropa ist die Knäkente ein seltener Brutvogel. Ihre wenigen deutschen Brutgebiete begrenzen sich auf das Tiefland. Nach der Roten Liste 2020 ist die Entenart in Deutschland vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kategorie 1) mit stark abnehmendem Bestandstrend. Feuchtgebiete, wie vom Biber gestaltet, benötigt die Art dringend für ihr Überleben. Meist sind Knäkenten in Deutschland Durchzügler auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete, wie die Gewässer der Sahelzone.
Foto: Reinhold Daab Knäkentenpaar
Der Biber ist ein faszinierender Architekt und Gestalter seines Lebensraums.
Eines der zahlreichen Biberreviere im Mossautal im Frühjahr 2023.
Biberrevier bei Affolterbach.
Stockentenpaar in der Nasswiese.
Der Biber ist das größte Nagetier Europas. Seine ständig nachwachsenden Schneidezähne mit einer Länge von bis zu 3,5 cm und eine kräftige Kaumuskulatur ermöglichen ihm das Fällen bis hin zu mächtigen Bäumen. Das Geäst nutzt er als Baumaterial für Dämme und seine Wohnbauten, sowie als Nahrungsvorrat.
Ein Biberdamm im Ulfenbachtal errichtet zwischen Wehrmauern.
Diese Biberfamilie mit Jungtieren konnte am Erdbach in Erbach/Odenwald beobachtet werden.
Foto: Brigitte Götz
Bibermutter mit einem Jungtier. Die ersten 8 Lebenswochen werden die Biberjungen von der Mutter gesäugt, jedoch bilden schon ab der vierten Woche Pflanzen, wie Blätter und Kräuter einen Großteil der Nahrung.
Fotos: Brigitte Götz
Foto: Martina Limprecht
Der Biber als Wasserbauingenieur stellt alle menschlichen Renaturierungsmaßnahmen in den Schatten, so Emig-Brauch von MUNA. Er betreibt mit seiner Lebensraumgestaltung kostenlose Grundwasseranreicherung, er hält Hochwasserspitzen ab, entwickelt und fördert selten gewordene Tier- und Pflanzenarten und schafft wunderschöne Flachgewässer.
Seit Jahren verfolgen Naturschützer die natürliche Rückkehr des Bibers in seinen alten Lebensraum, wo er einst vom Menschen ausgerottet wurde, wie viele andere Tierarten auch. Wir kennen aktuell über 50 Biberreviere, die Mehrheit befindet sich im fließgewässerreichen Odenwald, so Limprecht vom NABU KV Odenwaldkreis. Der Biodiversitätsmeister Biber schafft kostenfrei etwas, wozu der Mensch aufgrund behördlicher Zwänge, fehlender finanzieller Fördertöpfe und mangelnder Flächenverfügbarkeit, nicht in der Lage ist. Geschätzt hat er die Gewässer in den vergangenen Jahren ökologisch in einer Summe von über 30 Millionen Euro aufgewertet, so Bernd von MUNA weiter. Rechnet man die Leistungen mit ein, die für eine Regenrückhaltung und Grundwasseranreicherung erforderlich wären, so ist seine Wirkung auf den Naturhaushalt und Einsparpotential für uns Menschen kaum zu bemessen.
Dort, wo der Biber Gewässer aufstaut, um für sich und seine Familie den benötigten Lebensraum zu schaffen, kann es in seltenen Fällen auch zu Konflikten mit den Nutzern von Wiesen kommen. Der Schaden von häufig mehreren 100m² überstauter Wiese wäre zwar leicht ersetzbar, doch scheint dies manch einen nicht davon abzuhalten Hand anzulegen und die Dämme eigenmächtig einzureißen, so Emig-Brauch weiter. Hierbei verliert der Biber regelmäßig seinen Nachwuchs in den Burgen, deren Eingang zum Schutz vor Fressfeinden, wie Fuchs, Marder aber auch dem Wolf, immer unter Wasser liegen muss. Gleichzeitig geht der Lebensraum für weitere in den Biberteichen lebenden Arten, von der Stockente, dem Teichhuhn, meist zahlreichen Amphibien- und Libellenarten sowie den im Odenwald nachgewiesenen 12 Schwarzstorchpaaren, verloren.
Hier braucht es offensichtlich ein Umdenken bei manch einem Zeitgenossen, so Bernd weiter, daher wollen wir mit mehr öffentlicher Wahrnehmung auf diese streng geschützten Lebensräume und die wertvollen Artengemeinschaften hinweisen. Gesellschaftlich müssen wir soweit kommen, dass das Zerstören von Biberteichen kein Kavaliersdelikt ist, sondern ernsthafte Umweltschäden darstellt, die strafrechtlich zu verfolgen sind, ergänzt Limprecht. Ziel muss es daher sein, ein friedliches Zusammenleben zwischen dem Wasserbauer Biber und den betroffenen Bewirtschaftern und Eigentümern der Flächen zu erreichen. Hierbei helfen wir ehrenamtlich seit Beginn der Rückkehr des Bibers mit, sagt Limprecht, auch die Naturschutzverwaltungen stehen helfend den betroffenen Landbesitzern zur Seite, auch mit finanziellen Mitteln.
Grundsätzlich macht eine Zerstörung der Biberbauwerke wenig Sinn, da Biber ihr Revier gegenüber Artgenossen verteidigen und sie i.d.R. in den von ihnen geschaffenen Biberteichen bleiben und meist 3km Gewässerlauf zum Überleben benötigen, so Bernd. Die Beseitigung der Dämme oder Vergrämung von Bibern führt daher nur zu verstärkter Bauaktivität, sich immer wieder verschiebenden Revieren, mit temporären An- und Umsiedlungen. Daher ist es zielführend sich mit den Biberteichen, die als zentrales Element im Lebensraum einer Biberfamilie anzusehen sind, zu arrangieren.
Um auf die Schönheit von Biberrevieren und deren Artenvielfalt aufmerksam zu machen, rufen MUNA und der NABU KV Odenwaldkreis zu einem Fotowettbewerb auf. Wer Biberteiche kennt und an der Preisverleihung von MUNA und NABU teilnehmen möchte, schickt eine kleine Fotodokumentation an info@muna-ev.com oder limprecht@nabu-odenwaldkreis.de mit 2-3 schönen Aufnahmen und nach Möglichkeit auch von der dort angetroffenen Tier- und Pflanzenwelt. Einsendeschluss ist der 31.10.2023.
Wer als Betroffener Hilfe benötigt oder eine Beratung wünscht, kann sich gerne an die beiden Naturschutzverbände wenden. Wenn erforderlich werden wir dann auch den Kontakt zu den zuständigen Behörden herstellen. Wer Interesse daran hat Patenschaften in Zusammenarbeit mit den beiden Verbänden zu übernehmen, meldet sich bitte auch bei den oben genannten Mail-Adressen.
Werden Biber verletzt, hilfsbedürftig oder tot aufgefunden, so kann man sich auch direkt an die Naturschützer, unter Tel. 01629671694 (Martina Limprecht) oder Tel. 017623431557 (Dirk Bernd) wenden.
Nur schwer zu entdecken war diese Gruppe Rebhühner bei Heddesheim (Baden-Württemberg), die bei einer geschlossenen Schneedecke auf den Ackerflächen Deckung und Schutz vor der Kälte und Prädatoren in einer Niederhecke gesucht hat.
Auf freiem Feld hingegen ducken sich zwei Feldhasen in einer Mulde und nutzen dabei gleichzeitig die dämmenden Eigenschaften des Schnees.
Rebhühner finden sich nur in der kalten Jahreszeit zu kleineren und größeren Gruppen zusammen, wobei sie kleine Familienverbände, bestehend aus Altvögeln und ausgewachsenen Jungtieren, von 5-15 Vögeln, bilden. Einzelne Familien können sich je nach Winterbedingungen auch zu größeren Gruppen von bis zu 25 Tieren zusammenschließen. Mehr Augen sehen den Feind besser, so zählt der Fuchs zu den Hauptbeutegreifern des Rebhuhns.
Gewöhnlich sind Rebhühner standorttreu, jedoch kann es in sehr strengen Wintern zur Winterflucht auch über größere Strecken kommen.
Sobald die ersten Schneelücken entstehen oder Niederhecken fehlen, sucht die Truppe - auch als Kette bezeichnet - wieder die höchsten Stellen in der ausgeräumten Feldflur auf, meist im Wintergetreide, von wo aus sich nähernde Feinde, wie Fuchs oder Hund, früh erkennen lassen.
Mehrjährige Blühstreifen, wie hier mit Wilder Karde, bieten auch bei Schnee ausreichend Nahrung für Arten, wie den Stieglitz.
Die winterliche Ostwetterlage führt auch Schwärme von Bergfinken aus Skandinavien und Nordosteuropa zu uns.