Aktuelles 2023

 

 

 


28.11.2023 - Große Anzahl an Bocksriemenzungen auf unseren Schlossbergflächen

Nach vielen Jahren der extensiven Beweidung und Mahd mit Entnahme des Schnittguts zeigen sich nun die erwünschten Erfolge. Auf unseren Flächen im FFH-Gebiet am Heppenheimer Schlossberg breitet sich die geschützte Orchideenart Bocksriemenzunge immer weiter aus und prägt den Blühcharakter der Trocken- und Magerrasen im Mai bis Juli. Nahezu vollständig sind unsere Flächen inzwischen von der Orchidee besiedelt, sodass wir die Art in diesem Herbst in großer Anzahl feststellen konnten. 159 Winterblattrosetten der Bocks-Riemenzunge sowie einige Bienen-Ragwurze haben wir bisher erfasst und wir sind sehr gespannt, wie viele der seltenen Orchideen im Frühjahr einen Blütenstand entwickeln.

In den letzten vier Jahren führten wir nur eine jährliche Pflege der Flächen, mittels Mahd ohne Beweidung durch, auch die Zaundichtigkeit war nicht mehr wichtig. Dies führte dazu, dass die Wildschweine den Zaun an mehreren Stellen überwunden und alljährlich zahlreiche der Orchideenknollen gefressen hatten und die Bestände deutlich zurückgingen. Die wieder hohen Zahlen an Orchideen, wurden durch Schließen der Zäune und die Pflege durch Schafe erreicht.

 

Unsere Bemühungen zeigen auch außerhalb unserer Orchideenflächen erste Erfolge. So kann man am Schlossberg auch an weiteren Stellen die ersten Bocksriemenzungen finden, die sich über Samenflug über weite Strecken ausbreiten können und beim Vorkommen eines spezifischen Bodenpilzes, den die Samen zur Keimung benötigen und mit dem die Pflanzen später eine Symbiose eingehen, nach 3 Jahren Entwicklungszeit zur Blüte kommen können.

 

Im Zuge der Beweidung steigt auch die Zahl der Insekten wieder spürbar an. So finden in den offenen Bodenstellen, die durch den tiefen Biss und den Liegeplätzen der Schafe entstehen, Wildbienen günstige Nistgelegenheiten und der Dung der Tiere dient zahlreichen Käfern und Fliegen als Nahrungsquelle, wovon wiederum Insektenfresser wie Gottesanbeterin, Gartenrotschwanz und Zaunammer profitieren.


23.08.2023 - Das schönste Biberrevier

 

Erste Einsendungen zum Fotowettbewerb "Das schönste Biberrevier" des NABU Odenwaldkreis und MUNA haben uns zwischenzeitlich erreicht. Die wunderbaren Fotos zeigen die Schönheit und Artenvielfalt der Biberreviere, sowie das Leben einer Biberfamilie.

Foto: Reinhold Daab

Zahlreiche Vogelarten nutzen z.B. das Biberhabitat bei Lengfeld als Bruthabitat oder als Rastplatz auf dem Herbst- und Frühjahrszug.

 

Hier am Lengfelder Biberteich konnte unser Einsender u.a. Kiebitze, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Teichhühner, Blässhühner, Zwergtaucher, Krickenten, Knäkenten, Stockenten, Weißstörche, Graureiher, Silberreiher, Rostgänse, Graugänse, Nilgänse, Kanadagänse, Eisvogel, Regenbrachvogel, Mittelmeermöve und Schwarzstorch beobachten und im Bild festhalten.

Foto: Reinhold Daab

Rost- und Kanadagänse als Neozoen fühlen sich ebenso wohl wie zahlreiche heimische Arten.

Foto: Reinhold Daab

Junge Gänse sind Nestflüchter und erkunden den Teich kurz nach dem Schlupf aus dem Ei.

Foto: Reinhold Daab

Passen die Gänse nicht auf, schnappt sich auch mal die Mittelmeermöve eines der Eier.

Foto: Reinhold Daab                     Graureiher und Nilgänse

Nilgänse gelten als invasive Art, deren Bestände nach politischem Willen zu "managen" sind, was jedoch sinnfrei ist. Die Art ist in Teilen ihres afrikanischen Hauptverbreitungsgebietes z.T. aufgrund von Verfolgung sehr selten. In Deutschland fühlt sie sich wohl und kann als Bereicherung der heimischen Fauna angesehen werden, zumal sie auch von alleine den Weg nach Europa gefunden hat. Die Scheindiskussionen, die aktuell bei zahlreichen Arten geführt werden, haben wenig mit Evolutionsbiologie oder artökologischem Verstand zu tun, da die Mehrheit der Arten für unsere Ökosysteme völlig unproblematisch sind und die tatsächlich kritischen Arten, wie Kalikokrebs oder Waschbär, leider nicht mehr aus dem Naturhaushalt entfernt werden können.

Foto: Reinhold Daab                          Silberreiher und Krickenten

In Mitteleuropa ist die Knäkente ein seltener Brutvogel. Ihre wenigen deutschen Brutgebiete begrenzen sich auf das Tiefland. Nach der Roten Liste 2020 ist die Entenart in Deutschland vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kategorie 1) mit stark abnehmendem Bestandstrend. Feuchtgebiete, wie vom Biber gestaltet, benötigt die Art dringend für ihr Überleben. Meist sind Knäkenten in Deutschland Durchzügler auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete, wie die Gewässer der Sahelzone.

Foto: Reinhold Daab                Knäkentenpaar

 

Der Biber ist ein faszinierender Architekt und Gestalter seines Lebensraums.

Eines der zahlreichen Biberreviere im Mossautal im Frühjahr 2023.

Biberrevier bei Affolterbach.

Stockentenpaar in der Nasswiese.

Der Biber ist das größte Nagetier Europas. Seine ständig nachwachsenden Schneidezähne mit einer Länge von bis zu 3,5 cm und eine kräftige Kaumuskulatur ermöglichen ihm das Fällen bis hin zu mächtigen Bäumen. Das Geäst nutzt er als Baumaterial für Dämme und seine Wohnbauten, sowie als Nahrungsvorrat.

Ein Biberdamm im Ulfenbachtal errichtet zwischen Wehrmauern.

 

Diese Biberfamilie mit Jungtieren konnte am Erdbach in Erbach/Odenwald beobachtet werden.

Foto: Brigitte Götz

Bibermutter mit einem Jungtier. Die ersten 8 Lebenswochen werden die Biberjungen von der Mutter gesäugt, jedoch bilden schon ab der vierten Woche Pflanzen, wie Blätter und Kräuter einen Großteil der Nahrung.

Fotos: Brigitte Götz


07.07.2023 - Pressemitteilung - Die beiden Naturschutzverbände NABU und MUNA suchen das schönste Biberrevier im Odenwald, Dieburger-Becken, Neckar, Ried und der Bergstraße

Foto: Martina Limprecht

Der Biber als Wasserbauingenieur stellt alle menschlichen Renaturierungsmaßnahmen in den Schatten, so Emig-Brauch von MUNA. Er betreibt mit seiner Lebensraumgestaltung kostenlose Grundwasseranreicherung, er hält Hochwasserspitzen ab, entwickelt und fördert selten gewordene Tier- und Pflanzenarten und schafft wunderschöne Flachgewässer.

 

Seit Jahren verfolgen Naturschützer die natürliche Rückkehr des Bibers in seinen alten Lebensraum, wo er einst vom Menschen ausgerottet wurde, wie viele andere Tierarten auch. Wir kennen aktuell über 50 Biberreviere, die Mehrheit befindet sich im fließgewässerreichen Odenwald, so Limprecht vom NABU KV Odenwaldkreis. Der Biodiversitätsmeister Biber schafft kostenfrei etwas, wozu der Mensch aufgrund behördlicher Zwänge, fehlender finanzieller Fördertöpfe und mangelnder Flächenverfügbarkeit, nicht in der Lage ist. Geschätzt hat er die Gewässer in den vergangenen Jahren ökologisch in einer Summe von über 30 Millionen Euro aufgewertet, so Bernd von MUNA weiter. Rechnet man die Leistungen mit ein, die für eine Regenrückhaltung und Grundwasseranreicherung erforderlich wären, so ist seine Wirkung auf den Naturhaushalt und Einsparpotential für uns Menschen kaum zu bemessen.

 

Dort, wo der Biber Gewässer aufstaut, um für sich und seine Familie den benötigten Lebensraum zu schaffen, kann es in seltenen Fällen auch zu Konflikten mit den Nutzern von Wiesen kommen. Der Schaden von häufig mehreren 100m² überstauter Wiese wäre zwar leicht ersetzbar, doch scheint dies manch einen nicht davon abzuhalten Hand anzulegen und die Dämme eigenmächtig einzureißen, so Emig-Brauch weiter. Hierbei verliert der Biber regelmäßig seinen Nachwuchs in den Burgen, deren Eingang zum Schutz vor Fressfeinden, wie Fuchs, Marder aber auch dem Wolf, immer unter Wasser liegen muss. Gleichzeitig geht der Lebensraum für weitere in den Biberteichen lebenden Arten, von der Stockente, dem Teichhuhn, meist zahlreichen Amphibien- und Libellenarten sowie den im Odenwald nachgewiesenen 12 Schwarzstorchpaaren, verloren.

 

Hier braucht es offensichtlich ein Umdenken bei manch einem Zeitgenossen, so Bernd weiter, daher wollen wir mit mehr öffentlicher Wahrnehmung auf diese streng geschützten Lebensräume und die wertvollen Artengemeinschaften hinweisen. Gesellschaftlich müssen wir soweit kommen, dass das Zerstören von Biberteichen kein Kavaliersdelikt ist, sondern ernsthafte Umweltschäden darstellt, die strafrechtlich zu verfolgen sind, ergänzt Limprecht. Ziel muss es daher sein, ein friedliches Zusammenleben zwischen dem Wasserbauer Biber und den betroffenen Bewirtschaftern und Eigentümern der Flächen zu erreichen. Hierbei helfen wir ehrenamtlich seit Beginn der Rückkehr des Bibers mit, sagt Limprecht, auch die Naturschutzverwaltungen stehen helfend den betroffenen Landbesitzern zur Seite, auch mit finanziellen Mitteln.

 

Grundsätzlich macht eine Zerstörung der Biberbauwerke wenig Sinn, da Biber ihr Revier gegenüber Artgenossen verteidigen und sie i.d.R. in den von ihnen geschaffenen Biberteichen bleiben und meist 3km Gewässerlauf zum Überleben benötigen, so Bernd. Die Beseitigung der Dämme oder Vergrämung von Bibern führt daher nur zu verstärkter Bauaktivität, sich immer wieder verschiebenden Revieren, mit temporären An- und Umsiedlungen. Daher ist es zielführend sich mit den Biberteichen, die als zentrales Element im Lebensraum einer Biberfamilie anzusehen sind, zu arrangieren.

 

Um auf die Schönheit von Biberrevieren und deren Artenvielfalt aufmerksam zu machen, rufen MUNA und der NABU KV Odenwaldkreis zu einem Fotowettbewerb auf. Wer Biberteiche kennt und an der Preisverleihung von MUNA und NABU teilnehmen möchte, schickt eine kleine Fotodokumentation an info@muna-ev.com oder limprecht@nabu-odenwaldkreis.de mit 2-3 schönen Aufnahmen und nach Möglichkeit auch von der dort angetroffenen Tier- und Pflanzenwelt. Einsendeschluss ist der 31.10.2023.

 

Wer als Betroffener Hilfe benötigt oder eine Beratung wünscht, kann sich gerne an die beiden Naturschutzverbände wenden. Wenn erforderlich werden wir dann auch den Kontakt zu den zuständigen Behörden herstellen. Wer Interesse daran hat Patenschaften in Zusammenarbeit mit den beiden Verbänden zu übernehmen, meldet sich bitte auch bei den oben genannten Mail-Adressen.

 

Werden Biber verletzt, hilfsbedürftig oder tot aufgefunden, so kann man sich auch direkt an die Naturschützer, unter Tel. 01629671694 (Martina Limprecht) oder Tel. 017623431557 (Dirk Bernd) wenden.


24.01.2023 -Rebhühner im Schnee

Nur schwer zu entdecken war diese Gruppe Rebhühner bei Heddesheim (Baden-Württemberg), die bei einer geschlossenen Schneedecke auf den Ackerflächen Deckung und Schutz vor der Kälte und Prädatoren in einer Niederhecke gesucht hat.

 

Auf freiem Feld hingegen ducken sich zwei Feldhasen in einer Mulde und nutzen dabei gleichzeitig die dämmenden Eigenschaften des Schnees.

Rebhühner finden sich nur in der kalten Jahreszeit zu kleineren und größeren Gruppen zusammen, wobei sie kleine Familienverbände, bestehend aus Altvögeln und ausgewachsenen Jungtieren, von 5-15 Vögeln, bilden. Einzelne Familien können sich je nach Winterbedingungen auch zu größeren Gruppen von bis zu 25 Tieren zusammenschließen. Mehr Augen sehen den Feind besser, so zählt der Fuchs zu den Hauptbeutegreifern des Rebhuhns.

Gewöhnlich sind Rebhühner standorttreu, jedoch kann es in sehr strengen Wintern zur Winterflucht auch über größere Strecken kommen.

Sobald die ersten Schneelücken entstehen oder Niederhecken fehlen, sucht die Truppe - auch als Kette bezeichnet - wieder die höchsten Stellen in der ausgeräumten Feldflur auf, meist im Wintergetreide, von wo aus sich nähernde Feinde, wie Fuchs oder Hund, früh erkennen lassen.

Mehrjährige Blühstreifen, wie hier mit Wilder Karde, bieten auch bei Schnee ausreichend Nahrung für Arten, wie den Stieglitz.

Die winterliche Ostwetterlage führt auch Schwärme von Bergfinken aus Skandinavien und Nordosteuropa zu uns.