Laut einer von der IUCN Kommission (International Union for Conservation of Nature) in Auftrag gegebenen Analyse ist weltweit jedes fünfte Reptil akut vom Aussterben bedroht. Der Reptilienbestand ist mit weltweit ca. 9.000 Arten nur lückenhaft erfasst, noch zahlreiche bisher unbekannte Kriechtierarten werden vermutet.
Die Anzahl der Reptilienarten ist in Deutschland mit 13 heimischen Arten vergleichsweise niedrig.
Aufgrund ihrer besonderen Lebensraumansprüche sind nur noch wenige der Arten weitläufig in Deutschland verbreitet. Manche Arten kommen nur in bestimmten Regionen vor, von anderen, wie der vom Aussterben bedrohten Würfelnatter und der Europäischen Sumpfschildkröte, existieren nur noch kleine isolierte Voprkommen. Hessen und Brandenburg besitzen für die heimische Sumpfschildkröte eine besondere Verantwortung, da die Mehrheit der Vorkommen auf diese beiden Bundesländer konzentriert ist. Ausgesetzte Rotwangenschildkröten oder eine der 15 Unterarten der Sumpfschildkröte können die Vorkommen erheblich gefährden. Die Würfelnatter kommt bundesweit fast ausschließlich nur noch in Rheinland-Pfalz vor.
Reptilien sind wechselwarme Tiere und produzieren selbst nur wenig Wärme. Ihre Körpertemperatur regulieren sie im Wärmeaustausch mit der Umgebung, wofür sie sowohl Wärmeinseln zum Aufheizen, als auch schattige Bereiche zum Abkühlen benötigen.
Selten sind die Kriechtiere, wie Zauneidechse oder Smargdeidechse, bei großer Hitze aktiv. Diese Zeiten verbringen die wechselwarmen Tiere gut geschützt in ihren Verstecken, wie Mauerspalten, Steinhaufen, Totholzhaufen, Baumstümpfen und Erdlöchern.
Vor allem zu ihren Hauptaktivitätszeiten in den Morgen- und Nachmittagsstunden kann man die Tiere beobachten. Gut getarnt durch ihre Hautmusterung und reglos verharrend sind sie jedoch auch beim Sonnenbaden nur schwer erkennbar.
Um Wasserverluste in trockener Umgebung und bei Sonneneinstrahlung zu reduzieren, schützen sich Reptilien durch die Ausbildung einer Hornschicht. Schuppenkriechtiere, wie Schlangen und Echsen, streifen in regelmäßigen Abständen bei der sog. Häutung die dachziegelartige Haut ab.
Reptilien nutzen sog. Schlüsselhabitate, wie Winterquartiere, Paarungsplätze und Eiablageplätze oft über Generationen hinweg. So ist jeder Eingriff oder Verlust einzelner Habitatbestandteile von großer Bedeutung für den Fortbestand der Populationen. Die Europäische Sumpfschildkröte beispielsweise benötigt neben stark verkrauteten Gewässern gleichzeitig ausreichend vorhandene Sandhügel zur Eiablage. Solche Biotopkomplexe werden durch menschliche Eingriffe in die Landschaftsräume immer seltener.
Im Folgenden einige Ursachen, auf die u.a. die schlechten Erhaltungszustände der Reptilienarten zurückzuführen sind:
Durch vielfältige Maßnahmen kann neuer Lebensraum für Reptilien gestaltet werden. Ersatz für fehlende natürliche Gelegestandorte kann durch künstlich errichtete Eiablageplätze, wie Sandaufschüttungen für Eidechsen oder verrottendes Material, wie z.B. Sägespäne und Mist für Schlangen entstehen. Die Freilegung und der Erhalt von Trockenmauern, wie auch das Anlegen von Stein- und Reisighaufen, schafft Tagesverstecke und Winterquartiere für unsere heimischen Kriechtiere.
September 2017