Säugetiere

Mammalia



Von 5.567 weltweit erfassten Säugetierarten sind laut einer von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) veröffentlichten Studie 1.194 Arten (21,4%) bedroht.

 

Auch unsere 104 heimischen Säugetierarten leiden unter Lebensraumverlusten, Zerschneidung von Lebensräumen und Wanderrouten, der intensiven Land- und Forstwirtschaft, der Ausbringung von Pestiziden und Herbiziden, sowie Verfolgung und Abschuss.

 

So sind 39% der Säugetierarten in Deutschland bestandsgefährdet oder gelten als ausgestorben. Weitere 12% stehen auf der Vorwarnliste und 6% sind extrem selten anzutreffen wie z.B. der Steinbock. Nur 33% der Säugetiere gelten als ungefährdet, bei 10% ist die Datenlage unzureichend. (Quelle: Rote Liste Zentrum/RL 2009)

 

Alle 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten und 19 sonstige Säugetierarten, darunter der Wolf, Biber, Feldhamster, Luchs, Ziesel, Schweinswal und Nerz sind im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und unterliegen strengem Schutz. Außerdem sind 21 Säugetierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

 

Säugetiere sind eine Klasse der Wirbeltiere und werden in drei Unterklassen eingeteilt. Man unterscheidet die eierlegenden Ursäuger (Protheria), die Beutelsäuger (Metatheria) und die Höheren Säugetiere oder Plazentatiere (Eutheria). Die Warmblüter sind meist fellbedeckt und sind mit Ausnahme der eierlegenden Kloakentiere (z.B. Schnabeltier und Schnabeligel) lebendgebährend und betreiben Brutpflege. Ein weiteres kennzeichnendes Merkmal ist das Säugen des Nachwuchses mit nährstoffreicher Milch, die in den Milchdrüsen der Weibchen produziert wird.

 

Mehr als 99% der Säugetierarten sind an Land anzutreffen, einige Säuger hingegen haben sich dem Leben im Meer angepasst. Zu diesen Meeressäugern gehören die Wale (einschließlich der Delfine), die Robben, die Seekühe und die Seeotter. In deutschen Küstengewässern leben heute noch regelmäßig die zwei Walarten Schweinswal und Weißschnauzendelfin, sowie die beiden Robbenarten Seehund und Kegelrobbe. Die starke Bedrohung unserer Meeressäuger hat vielfache Ursachen, wie der Beifang in Stellnetzen, Munitionssprengungen zur Beseitigung von Altlasten im Meer und Meeresverschmutzung. Viele Seehunde fallen verschiedenen Krankheitserregern, wie Grippeviren, zum Opfer. Unterwasserlärm, verursacht durch Riesentanker, Ölbohrungen, Saugbaggerschiffe für Sandabbau, den Bau von Offshore-Windparks, die Suche nach Gasvorkommen, Sonargeräte usw. nimmt in den Meeres immer mehr zu. Gestört durch diese vielfachen Lärmbelastungen leidet die Kommunikation und Orientierung von Walen durch Echoortung. Als Folge kann es zu Störungen bei der Nahrungssuche kommen. Wird das empfindliche Gehör dauerhaft geschädigt, sind die Wale zum Tode verurteilt.

 

Mit 40% der rezenten Säugetierarten sind die Nagetiere (Rodentia) die artenreichste Ordnung der Säugetiere. Eine in Deutschland einst weit verbreitete Nagetierart und Leitart unserer Kulturlandschaft, der Feldhamster, ist inzwischen bundesweit vom Aussterben bedroht und hat in der vielerorts ausgeräumten, strukturarmen und eintönigen Kulturlandschaft, trotz Schutzmaßnahmen, kaum noch Überlebenschancen.

 

Auch dem Feldhasen, aus der Ordnung der Hasenartigen, geht es inzwischen schlecht. Seine Bestände haben seit den 80ziger Jahren um 75 Prozent abgenommen. Das Fehlen deckungsreicher Feldgehölze, die ihm ausreichend Schutz vor Beutegreifern (Prädatoren) bieten und Nahrungsmangel, sowie Vergiftungen durch massive "Unkrautbekämpfung" in unseren intensiv genutzten Agrarräumen setzen nicht nur dem Feldhasen massiv zu.

Einige Beispiele zeigen, dass die Rückkehr einst als ausgestorben geltender Säugetierarten durch natürliche Wiederbesiedlung oder Auswilderungsprojekte gelingen kann. Im Jahr 2000 wurde Deutschland erstmals nach 150 Jahren von einem Wolfsrudel in der Sächsischen Lausitz wiederbesiedelt. Im Jahr 2020 ist der Wolf mit 105 Rudeln, mehreren Paaren und territorialen Einzelwölfen nahezu deutschlandweit wieder ansässig. Auch die scheue Wildkatze und der durch menschliche Verfolgung seit 1850 ausgerottete Luchs streifen wieder durch unsere heimischen Wälder. Ebenso haben sich die Bestände des stark bejagten und seit dem 19.Jahrhundert als fast ausgerottet geltenden Bibers in vielen Regionen gut erholt.

 

Das letzte noch vorkommende Wildrind und größte Landsäugetier Europas, das Wisent, konnte im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen 2013 mit 8 Tieren ausgewildert werden und ist inzwischen auf eine Herde von 26 Wisenten angewachsen.

 

Von der größten vorkommenden Hirschart, dem Elch, zieht es immer wieder einzelne Tiere aus Osteuropa nach Deutschland, die hier in naher Zukunft wieder heimisch werden könnten. Das Gleiche gilt für den Goldschakal der ebenfalls in absehbarer Zeit auch in Deutschland sesshaft werden dürfte.


Biber

Wolf



Fledermäuse


Mopsfledermaus

Bechsteinfledermaus