Aktuelles Archiv 2019

 

 


03.12.2019 - Podiumsdiskussion

 

Zahlreiche Besucher aus der Region Neckar-Odenwald und Bergstraße hatten sich am 03.12.2019 in der Steinachtalhalle in Heiligkreuzsteinach zur Podiumsdiskussion " Windkraft im Odenwald - Quo vadis? " auf Einladung des Vereins Lebenswerter Odenwald e.V. eingefunden. Angelika Emig-Brauch, Doris Hotz und Kerstin Schultz waren mit einem Infostand für MUNA dabei.

Der MUNA Vorsitzende Dirk Bernd als Teilnehmer der Podiumsrunde verwies auf die große Verantwortung Deutschlands für Arten wie den streng geschützten Rotmilan, der mit 50-60% der Weltpopulation bei uns beheimatet ist. Zahlreiche Brutpaare vom Rotmilan und dem Wespenbussard seien im Odenwald nach Inbetriebnahme von WKA verschwunden. Zwei Fledermausarten sind im Bestand aufgrund der hohen Verluste an Windindustrieanlagen mittlerweile im mitteleuropäischen Raum massiv auf Populationsebene gefährdet. Er betonte, dass die Leitfäden und Abstandsregelungen immer wieder willkürlich ohne wissenschaftliche Grundlage zugunsten der Windindustrie angepasst werden. Aktuell wird der hessische Leitfaden überarbeitet, auch hier sollen die artenschutzfachlichen Hürden zugunsten von WKA-Vorhaben weiter fallen. Rote Linien im Artenschutz seien schon lange überschritten, die Politik müsse dringend gegensteuern und ihre Windausbaupläne überdenken.

 

Nicht befürwortet werden Windkraftanlagen im Wald von René Rock (FDP) und Dr. Albrecht Schütte (CDU), eine Alternative könnte die Inbetriebnahme vorhandener Gaskraftwerke darstellen, so Rock. Demgegenüber vertrat Hermino Katzenstein (Grüne/Bündnis 90) die isolierte Meinung, dass der Windenergieausbau halt beschlossen sei.

 

Bernd empfahl in seinem Schlussstatement den verantwortlichen Politikern ihre Fehler einzugestehen und die dringend erforderlichen CO2 Einsparungen nicht durch Alibimaßnahmen wie der Errichtung von Windenergieanlagen, die lediglich einen Beitrag von <1,5% Anteil am Primärenergieverbrauch (13,8% Anteil erneuerbare Energien am Primärenergieverbrauch, davon 3% Anteil Windenergie am Primärenergieverbrauch) leisten können, auszubremsen.


Podiumsdiskussion - Windkraft im Odenwald - Quo Vadis?

 

Der Verein "Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach e.V." lädt am 03.12.2019 um 19.00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Windkraft im Odenwald - Bestandsaufnahme und Ausblick" ein. Podiumsteilnehmer sind René Rock Fraktionsvorsitzender der FDP im Hessischen Landtag, Mitglieder des Landstags Baden-Württemberg, Hermino Katzenstein (Grüne/Bündnis 90),  Dr. Albrecht Schütte (CDU) und der Vorsitzende von MUNA e.V. und Artenschutzfachgutachter Dirk Bernd.


 

29. September 2019

 

Tiefdruckgebiete und Südwestwetterlagen mit Regen und ersten Herbststürmen sind klassische Rastwetterlagen für Zugvögel. So können im Moment wieder verstärkt Greifvögel, vor allem Milane und Schwarzstörche in Mittelgebirgen, wie im Odenwald, Spessart und Vogelsberg beobachtet werden, die seit Tagen bei uns rasten. In dieser Phase vermischen sich ziehende Tiere mit den z.T. noch anwesenden Reviervögeln. Häufig hat ein Großteil der ziehenden Brutpopulation ihre Reviere Ende September geräumt und migrierende Tiere aus dem nordosteuropäischen Raum verweilen z.T. für längere Zeit innerhalb derselben nun freien Reviere, wie die Sommerpopulation. Dies zeigt den beinahe ganzjährig hohen Wert von Mittelgebirgen und beruhigten Talauen als Brut- und Rastgebiet für seltene Großvogelarten. Je nach Witterung und Klima können Milane und Schwarzstörche noch bis in den November in hiesigen Räumen beobachtet werden, die Zeitspanne der Anwesenheit nimmt zu, dies gilt besonders für den Rotmilan, der vereinzelt auch ganzjährig anzutreffen ist. Aktuell konnten rastende Schwarzstörche im Odenwald im Bereich Mossautal, der Finkenbachaue und bei Bad König beobachtet werden.

Rastende und Energie tankende Schwarzstörche bei der Nahrungssuche auf einer Feuchtwiese im Odenwald/Mossautal.

Schwarzstörche überfliegen den Höhenzug des Kahlberges bei Fürth auf dem 5 Windindustrieanlagen betrieben werden. Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko besteht hierbei für Individuen der Brutpopulation als auch für Zug- und Rastvögel. Bei Gegenwind verläuft der Flug meist in Höhen zwischen 100-300m und somit im Wirkraum der Rotoren. Zur aktuellen Zeit merkt man den rastenden Vögeln die Zugunruhe an, da, obwohl kein Weiterflug erfolgt, häufig kleinräumige Flugbewegungen und Thermikflüge im Umkreis von 3-5km zu den Rastplätzen erfolgen.

Selten verbringen Schwarzstörche die Nacht auf den Wiesen, geschlafen wird auf Bäumen meist mit gutem Überblick auf das Umfeld und häufig unmittelbar bei den Nahrungshabitaten. Zwei rastende Schwarzstörche auf einer abgestorbenen Kiefer.


03.09.2019 - Waldschäden und die Ursachen

 

Wer behauptet, dass Pilzinfektionen, Kalamitäten wie Borkenkäfer oder abtrocknende Baum-bestände rein von einer Klimaveränderung verursacht werden, der sagt nur einen kleinen Teil der Wahrheit.

 

Das sich erwärmende Klima und die langen sommerlichen Trockenperioden verursachen Stress für unsere Wirtschaftswälder, aber auch naturnahe Wälder oder Urwälder sind davon betroffen. Letztere kommen in Deutschland praktisch nicht mehr vor bzw. sind so kleinflächig, dass die Bezeichnung Stilllegungsfläche eher zutrifft.

 

Naturnahe Mischwälder mit viel Totholz, einer von Natur aus normalerweise vorkommenden guten mehrstufigen Strauchschicht sind gegenüber einem sich verändernden Klima deutlich stabiler als die hiesigen Wirtschaftswälder mit ihren Altersklassenbeständen, dem hohen Wegenetz und den durch Harvester großflächig verdichteten Böden. So ist die Wasserhaltung in Beständen mit meist allen 20 m vorkommenden Rückegassen um ein Vielfaches geringer als ohne die Befahrung und Holzernte mit Harvestern und Traktoren.

forstlich zu intensiv aufgelichteter Mischbestand

 

Auch die einstufigen Bestände oder großflächigen Fichtenmonokulturen begünstigen extreme Entwicklungen. So muss ein Borkenkäfer nicht weit fliegen, um zur nächsten geschwächten Fichte zu gelangen. Borkenkäfer machen das, was die Natur von ihnen verlangt, sie entsorgen geschwächte, kranke Bäume, mehr nicht.

 

Somit sind nicht nur die Klimaveränderungen hausgemacht sondern auch das Waldsterben ist durch den Menschen verursacht.

 

Würde der Forst weniger eingreifen und der Natur vertrauen, so wäre deutlich mehr geholfen als krampfhaft in einen Aktionismus zu verfallen und massenhaft standortfremde Baumarten einzubringen und Steuergelder zu verschwenden. Dies lässt sich zwar politisch unwissenden Menschen gut verkaufen doch bewirkt es das Gegegenteil. Wohin das führt, kann man gut an den zahlreichen Neophyten wie der Amerikanischen Traubenkirsche sehen, die z.T. so konkurrenzstark sind, dass kaum noch Licht für heimische Baumarten bleibt. Ein Dauereingriff bis hin zu Boden offenen Rodungen und Neuaufforstungen wird erforderlich.

 

sich auflösender Fichtenbestand

 

Heimische Ökosysteme werden somit durch die gängige forstwirtschaftliche Praxis systematisch und dauerhaft geschwächt. Aber der Aktionismus wird durch Subventionen noch angetrieben und die Politik lässt sich wieder vom Bock beraten, so kommt es wie es kommen muss, zur weiteren Schädigung unserer Wälder. Im Oberrheingraben glaubt das Forstamt durch sinkende Grundwasserspiegel auf die Kiefer zu setzen. So wurden systematisch im Sinne "Nutzung vor Zerfall" die schattenspendenden Altbäume von Buche und Traubeneiche noch schnell verheizt und großflächig die Kiefer eingebracht. Dies wird auch noch mit nachhaltigem Waldumbau betitelt und kostet uns Steuerzahler viel Geld. Nun, Jahre später, zeigen sich die Folgen in sich ausbreitenden flächig die Kiefer befallenden Pilzinfektionen, die ähnlich wie bei der Fichte, der Borkenkäfer oder die Trockenheit, ganze Bestände vernichten. Schade ist, dass manche aus Fehlern nicht zu lernen scheinen, dies zeigt sich aktuell nirgends so deutlich wie beim Forst. So verändert man nichts am System, sondern glaubt mit der Douglasie den nächsten Butter- und Brotbaum zu finden. Auch hier wird sich in den Folgejahren zeigen, dass diese standortfremde Baumart mithilft weiterhin ganze Ökosysteme zu destabilisieren, da derzeit diese Art auf natürliche Weise nicht in Deutschland vorkommen würde und es somit höchst wahrscheinlich ist, dass diese Art mit heimischen Symbioten, wie Pilzen und Insekten, weniger ökologisch stabile Systeme aufbauen kann als die angepassten heimischen Arten. So sind die Nachkommen abgängiger heimischer Buchen und Eichen deutlich widerstandsfähiger als ihre Mutterbäume, da die Natur stets bestrebt ist, sich weiter zu entwickeln.

 

gering geschädigter Stieleichenbestand

 

Viele zeigen derzeit mit dem Finger nach Brasilien, doch was haben wir in Europa mit unseren Wäldern gemacht? Wenn dem Regenwald dasselbe Schicksal blüht, wie unseren Wäldern, so wird es wie bei uns keine stabilen Urwälder mehr geben. Verliert der Regenwald nochmals 5-10% Flächenanteil, so wird erwartet, dass es zu lokalen klimatischen Veränderungen kommt, die seine Existenz gefährden. Auch bei uns ist erkennbar, dass kleinflächige Waldinseln oder Waldflächen mit hohem Grenzlinienanteil stärker geschädigt sind als geschlossene großflächige Mischwaldbestände. So geht es der Buche in großflächigen Beständen deutlich besser als in kleinen inselartigen Vorkommen, selbst bei gleichartiger Bewirtschaftung.

 

Doch es wird das Gegenteil gemacht. So kostet der Verlust und die Aufarbeitung der massenhaft abgängigen Fichte sehr viel Geld, das über die Nutzung älterer Bestände wieder erbracht werden soll. Ältere Bestände sind keine Urwälder, sondern Bäume mit über 100 Jahren, die sich ökologisch noch im heranwachsenden Alter befinden und noch weit weg sind von einem naturnahen Alter, wo Bäume mit einer Vielzahl von Organismen stabile Wechselwirkungen aufbauen und Nischen bilden.

 

Forderungen an die Politik und den Forst wären daher:

  • Keine Aufforstung von Kalamitätsflächen, außer zur Begründung mit heimischen Trauben- oder Stieleichen; ansonsten ausschließlich Naturverjüngung zulassen
  • Großflächiger Verzicht der Holzgewinnung, insbesondere in noch stabilen Beständen
  • Umtriebszeiten deutlich verlängern
  • 3-5 jährige Durchhiebintervalle sind viel zu viel, so können sich keine stabilen Bestände entwickeln
  • Vergrößerung naturnaher Bestände, Umbau von Altersklassenbeständen und Beständen mit wenigen oder nur einer Baumart
  • Rückbau des dichten Wegenetzes
  • Kein Einsatz von schwerem Gerät, keine Harvester und Traktoren im Wald
  • Keine standortfremden Baumarten
  • Wasserrückhaltung, Wiedervernässung von Waldflächen, naturnahe Fließgewässer
  • Anreicherung des Grundwasserspiegels

 

Hierfür sollte Geld investiert werden und nicht für unsinnige Aufforstungen zudem mit regelmäßig standortfremden Arten, da Wiederbewaldungsprozesse in unserem Klima auf natürliche Weise deutlich nachhaltiger und zudem kostenfrei ablaufen.


02.09.2019 - Pressemittelung zum "Windenergiegipfel"

 

Keine weitere Aufweichung des Artenschutzes!

 

Nachdem die Windkraftlobby seit Wochen Alarm schlägt, der Ausbau der Windkraft würde stocken, hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein Krisentreffen für den 05.09.2019 anberaumt. Man will sich u.a. mit rechtlichen Fragen zur Genehmigung beschäftigen und auch damit, wie die anvisierten Ausbauziele durch erneuerbare Energien bis 2030 erreicht werden können.

 

Der vom Bundesverband WindEnergie (BWE) aufgestellte "Aktionsplan für mehr Genehmigungen von Windenergieanlagen an Land" ist lang. Insbesondere der Artenschutz soll weiter aufgeweicht werden! Man fordert bei genehmigungsrechtlichen Unklarheiten künftig "im Zweifel für die Windenergie" zu entscheiden. Außerdem sollen die Ausnahme-Regeln des Naturschutzgesetzes dahingehend geändert werden, dass die Installation von Erneuerbare-Energie-Anlagen "im dringenden Klimaschutzinteresse und damit besonderem Naturschutzinteresse ein Ausnahmetatbestand im Sinne dieser Vorschrift ist."

 

Bei diesen Forderungen der Windkraftlobby wird die Rolle der Windindustrie als Hauptgefährdungsfaktor für bestimmte Populationen von Vogel- und Fledermausarten heruntergespielt, wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien werden ignoriert bzw. sogar verdreht.

 

Mit dem derzeitigen Windindustrieausbau kommt es in Deutschland immer wieder zu Verstößen gegen sämtliche internationale Abkommen zum Schutz wandernder, wildlebender Tierarten, wie der Niedergang mehrerer Fledermausarten und Vogelarten zeigt, sowie gegen europarechtliche und nationale Verpflichtungen.

 

Durch die bereits installierten Windindustrieanlagen werden in Deutschland jährlich ca. 500.000 Vögel und ca. 300.000 Fledermäuse getötet (die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weitaus höher).

 

Im Bereich der Lebensräume windkraftsensibler Arten können nur durch Abschaltungen, Stilllegungen oder Rückbauten von WEA Umweltschäden vermieden oder wieder geheilt werden.

 

Die Auswertung von über 15.000 Studien zur Biodiversität des Weltbiodiversitätsrates (IPBES), wonach eine Million der weltweit vorkommenden 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten akut vom Aussterben bedroht sind, zeigt, dass die Menschheit derzeit durch den Verlust der Artenvielfalt am stärksten im eigenen Überleben bedroht wird. Der Artenschwund ist Hauptgrund einer Vielzahl aktueller Menschheitsprobleme und wird auch in unserer Gesellschaft nicht ernst genug behandelt. Der Klimawandel ist hiervon nur ein Teil des Mosaiks. Daher sind dringend intelligente Lösungen in Bezug auf die Nutzung neuer Technologien zur Energiegewinnung, aber auch zum Energiesparen erforderlich, will man nicht die Artenvielfalt und somit die Grundlage des Überlebens der Ökosysteme und demzufolge unser eigenes Überleben irreversibel zerstören, so Dirk Bernd von MUNA.

 

Massive Schäden an Tierpopulationen sind bereits jetzt monokausal den Wirkungsgefügen durch die Nutzung der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie in artensensiblen Bereichen zuzuschreiben und sind, falls überhaupt möglich, nur unter höchsten ökonomischen Anstrengungen wieder rückgängig zu machen. MUNA hat hierzu ein Buch zum Thema herausgegeben, zu finden ist es unter:

 

https://www.muna-ev.com/veröffentlichungen/

 

Als Kernaussage muss in der Konsequenz zum Schutz der Arten ein sofortiger WEA-Ausbaustopp in windkraftsensiblen Gebieten erfolgen, um die Artenvielfalt nicht gegen die notwendige, jedoch größtenteils falsch umgesetzte Energiewende auszuspielen.

 

Wir fordern von der Bundesregierung, den Belangen des Natur- und Artenschutzes einen weitaus größeren Stellenwert als bislang einzuräumen! Es ist nur logisch, dass Interessensvertreter der Windbranche den Artenschutz vernachlässigt sehen wollen, doch kann dies nicht Grundlage für neue Gesetzesentwürfe werden, so Prof. Kerstin Schultz von MUNA.

 

Eine weitere Aufweichung der Naturschutzgesetze, Naturschutzverordnungen und Richtlinien muss unter allen Umständen unterbleiben.

 

Der Schutz der Natur ist zu stärken, anstatt ihn noch weiter zu schwächen, so die Schlussfolgerung der Natur- und Umweltschutzorganisation MUNA.

 


23.04.2019 - Spritzwahn

 

Das Insektensterben ist in aller Munde und schreitet weiter fort, gleichzeitig nimmt der Spritzwahn auf unseren Feldern, in Weinbergen, Obstplantagen, Gärten und sogar auf unseren heimischen Wiesen und Weiden kein Ende.

Anstelle von artenreich blühendem Grünland sind genormte Einheitswiesen erwünscht, die nur bestimmte Pflanzenarten zulassen, um als sogenanntes Intensivgrünland hohe Erträge zu erzielen.


14.04.2019 - Die Mehrzahl der Schwarzstörche und Rotmilane brütet bereits

 

In Spessart und Odenwald gelangen wieder Neufunde von Schwarzstorchbrutpaaren, die ersten Bruten begannen die Revierpaare auch in 2019 wieder ab Ende März.

Der Wintereinbruch macht den Schwarzstörchen nicht viel aus, solange die Fließgewässer nicht zufrieren kommen sie mit der Kälte oder Schnee gut zurecht.

Auch beim Rotmilan konnten die ersten Bruten ab Mitte März und überwiegend ab Ende März festgestellt werden. Der Rotmilan ist im Nest nur an dem leicht überstehenden gegabelten Schwanz erkennbar, der Rest ist eingeschneit.


26.02.2019 - Amphibien wandern zu den Laichgewässern

 

Steigen die Temperaturen im Frühjahr auf mehrere Plusgrade an, erwachen die Amphibien aus der Winterstarre, die sie z. B. in Erdlöchern, Felsspalten, im Wurzelbereich von Bäumen und in Kleinsäugerbauten verbringen. Kröten, Frösche, Molche und Salamander machen sich nun von ihren Verstecken auf den Weg zu den Laichgewässern. Je nach Art werden unterschiedlich lange Strecken von mehreren Kilometern bis wenige 100 Meter zurückgelegt. Wenige Arten bleiben auch ganzjährig am Laichgewässer und verbringen den Winter im Bodenschlamm. Mehrere Amphibienarten, wie z.B. die Erdkröten sind " Traditionslaicher ", die jährlich ihr Geburtsgewässer zur Fortpflanzung aufsuchen.

Müssen die Lurche bei ihren Wanderungen vielbefahrene Straßen überqueren, kommen etliche Tiere durch Überfahren oder das sog. Barotrauma zu Tode, d.h. durch die unter den Autos vorhandenen Luftdruckschwankungen platzen die Lungen der Amphibien. Erst bei Tempo 30 ist der Strömungsdruck so gering, dass die Tiere überleben können.

Innerhalb nur weniger Jahre können durch Straßenüberquerungen ganze Amphibienpopulationen aussterben. Auch schon wenig befahrene Straßen stellen eine große Gefahr für die sich langsam bewegenden Amphibien dar. So werden Jahr für Jahr vielerorts Krötenzäune gestellt oder anstelle dessen feststehende Krötenzäune errichtet und Straßenuntertunnelungen gebaut, um den Amphibienarten einen sicheren Weg auf ihren Wanderungen zu ermöglichen.

 

Amphibien sind wechselwarme Tiere, deren Körpertemperatur überwiegend von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Ihre Haut ist kaum verhornt und wasserdurchlässig. Um Wasserverluste über die Haut so gering wie möglich zu halten sind Amphibien meist nachts und bei Regen aktiv. Auch an den Landlebensräumen muss ausreichend Feuchtigkeit vorhanden sein, da Amphibien nicht trinken, sondern Wasser über die Haut aufnehmen.

Fast alle Amphibienarten produzieren große Mengen an Eiern, den Laich. In einer gallertartigen Eihülle wird er in Form von Laichschnüren oder Laichballen in flachen Gewässer-bereichen oder an Wasserpflanzen abgelegt.

Über die sog. Metamorphose entwickeln sich aus den Eiern die Larven, die zunächst über Außenkiemen atmen und sich nach und nach umwandeln zu einem lungenatmenden Tier, das meist amphibisch sowohl im Wasser als auch an Land leben kann. Trotz der großen Zahl an Eiern wächst nur ein kleiner Bruchteil zu geschlechtsreifen Amphibien heran, denn vielen natürlichen Feinden wie Insektenlarven, Fischen und Vögeln dienen sie als Nahrungsquelle. Erwachsene Amphibien schützen sich vor Feinden durch Absonderung von reizenden Sekreten aus der Haut.

Alle Bestände der 21 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten stehen unter besonderem Schutz. 7 der Arten gehören zu den Schwanzlurchen wie Molche und Salamander, 14 Arten zu den Froschlurchen wie Frösche, Kröten, Unken, bei denen sich der Schwanz nach dem Larvenstadium zurückbildet. Bei allen Amphibien sind starke Bestandsrückgänge zu verzeichnen, sowohl bei Arten die spezielle Ansprüche an den Lebensraum stellen, wie auch bei weit verbreiteten und anpassungsfähigen Arten.

 

Neben den Verlusten durch den Straßenverkehr, sind Gewässerverschmutzung und Belastungen durch Überdüngung und Pestizideintrag, Entwässerung von Feuchtgebieten, Verfüllungen von Steinbrüchen und Kiesgruben, sowie temporärer Gewässer für den starken Rückgang verantwortlich zu machen. Als Mitverursacher des weltweiten Amphibiensterbens gilt ein sich ausbreitender Chytridpilz, der die oberen Hautschichten der Amphibien befällt.

Wer Amphibien helfen möchte und ein Grundstück hat, baut am einfachsten einen Teich. Fischfrei sollte er sein, nicht tiefer als 1,50 m mit überwiegend flachen Bereichen nicht tiefer als 30 cm.

 

Im Raum Odenwald und an der Bergstraße betreuen wir zahlreiche Gewässer und ermitteln alljährlich die Bestände vieler Amphibienarten. Über langjährige Bestandskontrollen können gezielt Veränderungen in der Umwelt, die auf einzelne oder alle Arten wirken, erkannt werden.


 

 

Aktuelles Archiv 2018

 

 



06.10.2018 - Film - " End of Landschaft "

 

Der Journalist und Filmautor Jörg Rehmann aus dem Hunsrück hat eine große Kino-Dokumentation  " End of Landschaft " gedreht, eine gleichsam kritische Analyse und " Roadmovie " durchs Energiewendeland Deutschland aus Sicht der Betroffenen. Der Film zeigt auf, wie der Ausbau der Windkraft innerhalb kürzester Zeit die Landschaft und das Leben der Menschen in vielen Regionen Deutschland´s einschneidend verändert und Politik über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entscheidet. Viele Betroffene des Odenwaldes kommen zu Wort, u.a. haben MUNA Mitglieder als Sachverständige im Film mitgewirkt.

 

 

Weitere Details und Hintergrundinfos findet man unter:

 

https://joerg-rehmann.de/blog/2018/09/19/end-of-landschaft/

 

Aktuell sind folgende Kino-und Vorführtermine vorgesehen:

 

  • Dienstag, 9.Oktober 2018, 19.00 Uhr, Erbacher Lichtspiele Erbach/Odenwald
  • Mittwoch, 10.Oktober 2018, 17.00 Uhr, Kinopassage Erlenbach/Odenwald
  • Mittwoch, 17.Oktober 2018, 19.00 Uhr, Alte Turnhalle Hirschhorner Str.40 Oberzent-Beerfelden
  • Sonntag, 4.November 2018, 12.30 Uhr, Kinopassage Erlenbach/Odenwald

28.07.2018 - Ein gutes Jahr für Schmetterlinge

 

Nach einer Langzeitstudie über den Insektenschwund in Deutschland, veröffentlicht im Fachmagazin PLOS ONE, sank der Bestand an Großschmetterlingen bis 2014 um 56%.

 

Erfreulicherweise  konnten wir in diesem Jahr auf unseren Flächen im FFH-Gebiet des Heppenheimer Schlossberges eine größere Anzahl des Nachtfalters Spanische Flagge dokumentieren. Dieser auch tagaktive Wanderfalter, der in der Liste des Anhang II  der FFH-Richtlinie geführt wird und für den Deutschland eine besondere Verantwortung besitzt, legt häufig kilometerlange Strecken von den Fortpflanzungs- zu den Übersommerungsgebieten zurück. Er bewohnt verschiedene struktur- und blütenreiche Lebensräume, wie sonnige Hänge, Trockenrasenflächen, Weinbergbrachen aber auch Gärten, Steinbrüche, Waldinnenränder und ähnliche Habitate. So ziehen vor allem die Blüten des Wasserdosts den Falter an, aber auch der gewöhnliche Dost, Schmetterlingsflieder und Distelarten bieten ihm Nahrung. Die Raupe ernährt sich überwiegend von Blättern der Brennessel, der Hasel, Brombeere und Himbeere.

 

Lebensraumverluste wie z.B. durch Intensivierung der Weinbergbewirtschaftung, Zerstörung von Ufervegetation und der massive Einsatz von Pestizden machen dieser Schmetterlingsart das Überleben schwer. Die negative Entwicklung des Fortbestandes der erforderlichen Lebensräume, führte zur Aufnahme der Spanischen Flagge in die Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands.

Durch ihre schwarzbraun-gelblich weiß gestreiften Vorderflügel erscheint die Spanische Flagge recht unscheinbar und gut getarnt. Die rote Färbung der Hinterflügel, die auch als "Schrecktracht" gegen Fressfeinde wirkt, wird beim Ausbreiten der Vorderflügel sichtbar. Bei heißen Temperaturen halten sich die Falter im Schatten auf und tanken vor allem vormittags und abends sowie nachts Nektar.

 

2018 ist insgesamt für zahlreiche Schmetterlingsarten besonders günstig verlaufen. So war der Winter regenreich, das Frühjahr mild und die Nächte frostfrei, so dass es vielerorts blütenreich ausfiel. Auch Obstgehölze tragen in diesem Jahr besonders reichlich. Die Trockenheit fördert die Entwicklung von Schmetterlingen ebenfalls, so können sich Parasiten und Bakterien weniger gut auf Raupen oder Puppen vermehren und diese schwächen oder abtöten. Auf Probeflächen konnten wir z.T. 5-10fach höhere Falterdichten als in Vorjahren feststellen. Insbesondere Schachbrett, Kaisermantel, Ochsenauge, Ameisenbläulinge und die Spanische Flagge kommen in ungewöhnlich hoher Zahl vor. Auch in Gärten kann man außergewöhnlich viele Falter beobachten.

 

Seltene Arten, wie die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, ebenfalls Arten der Roten Liste und als Anhang II und IV Art der FFH-Richtlinie europaweit streng geschützt, benötigen offene, feuchte Standorte mit dem Vorkommen des Großen Wiesenknopfes wie z.B. Feucht- und Streuostwiesen oder wenig gemähte Weiden und verbrachte Flächen.

 

Ihre meist nur wenige Tage andauernde Lebensphase als Schmetterlinge verbringen die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge vor allem auf dem Blütenstand des Großen Wiesenknopfs, ihrer wichtigsten Nektarpflanze. Außerdem dient ihnen die Pflanze als Schlaf-, Ruhe-, Balz-, Paarungs- und Eiablageplatz. Zur Raupe entwickelt, ernährt sich diese zunächst von den Blüten der Pflanze. Nach der dritten Häutung lässt sich die Raupe auf den Boden fallen und verströmt über Duftdrüsen einen für Knotenameisen unwiderstehlichen Honigduft und sondert zusätzlich Flüssigkeit ab, die die Ameisen veranlasst die Raupe in ihren Bau zu tragen. Dort ernährt sie sich bis zur Verpuppung im nächsten Frühsommer von bis zu 600 Ameisenlarven.

Ein Heller und ein Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling auf unseren Odenwälder Wiesen. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling unterscheidet sich durch eine hellere Färbung und eine zweireihige schwarze Punktreihe der Flügelunterseite vom Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Im Flug schimmern die Oberflügel nur bei den Männchen dunkelblau.


17.07.2018 - MUNA zeigt Verdacht auf beschossenen Schwarzstorch-Horst an

 

Immer häufiger kommt es zu Vergrämungen von Großvögeln, Zerstörung ihrer Horste oder gar Tötung der Tiere. Ein erneuter Fall einer möglichen Straftat wurde nun bei Würzberg im Odenwald dokumentiert. Dort wurde in 2017 ein Schwarzstorchhorst mit einem Loch im Horstboden aufgefunden. Schon damals bestand der Verdacht auf einen illegalen Beschuss des Horstes. Bei einer Kontrolle im März 2018 war der Horst wieder völlig intakt und ein daraufsitzender Storch deutete auf eine diesjährige Brut hin. Im Juni dieses Jahres war der Horst verwaist und wiederrum konnte ein großes Loch im Horst festgestellt werden.

 

Die Behörden wurden nun von uns um Beweissicherung und Aufklärung der möglichen Straftat gebeten. Zur Vermeidung weiterer Zerstörung wurde eine Überwachung per Video angeregt.

 

Auch ohne Brutnachweis besteht für Schwarzstorchhorste ein fünfjähriger Schutz, der im Rahmen von WKA-Planvorhaben zu beachten ist.

Schwarzstorchhorst im Juni 2018


07.07.2018 - Schwarzstörche im Odenwald werden flügge

 

Die ersten jungen Schwarzstörche sind flügge, die jüngeren Geschwister stehen noch im Horst. 2018 war somit ein günstiges Jahr für die Schwarzstörche. In der frühen Nestlingsphase war es zumeist trocken und angenehm warm, so dass es praktisch keine Jungtierverluste bedingt durch die Witterung gab. Auf unsere Broschüre hin, hat sich nun der erste Gewässerpflegeverband gemeldet und wird zukünftig bei Pfegearbeiten an Fließgewässern auch den Schwarzstorch berücksichtigen und gezielt Maßnahmen fördern. Somit hilft der Schwarzstorchschutz auch zahlreichen weiteren Arten wie Fischen, Amphibien und Libellen oder dem Eisvogel.

Schwarzstorch füttert seine fünf fast flüggen Jungen.

Die letzten "Jugenddunen" fallen aus, der erste Ausflug steht bald bevor.

Jungvögel im Gewitterschauer.


10.06.2018 - Schwarzstorchbruten verlaufen in 2018 überwiegend erfolgreich

 

Bei den meisten Paaren sind die Jungen geschlüpft und z.T. schon 2 Wochen alt. Noch besitzen sie ihr helles Daunenkleid und werden von den Altvögeln nicht aus den Augen gelassen. In ständigem Wechsel werden die Jungen betreut und aus den umliegenden Nahrungshabitaten, vorwiegend den kleinen und großen Bächen und Wiesengräben in unserer Projektregion mit einem Dauermonitoring von Großvögeln im Mittelgebirgsraum Odenwald, mit Nahrung versorgt. Durchschnittlich sind es 3 Jungvögel pro Paar.

 

In 2018 konnten gleich drei Horste des seltenen Schwarzstorchs im Prüfbereich der Windindustrieanlagen am "Kahlberg" bei Fürth, die derzeit vor Inbetriebnahme stehen, nachgewiesen werden. Die einzelnen Brutpaare, deren Reviere meist um 100km² betragen, müssen mittlerweile mit gleich mehreren Windindustriegebieten und zahlreichen Einzelanlagen zurechtkommen, was auf Dauer so nicht funktionieren wird.

 

So rechnen wir bei einem "Weiter so" beim Ausbau der Windkraft im Mittelgebirgsraum Odenwald wieder mit sinkenden Schwarzstorch-Beständen. Beim kaum entdeckten Schwarzstorch muss bereits wieder mit seinem Niedergang aufgrund politischer Inkompetenz und des notorischen behördlichen Versagens ausgegangen werden.

 

Noch ist es nicht soweit, und wir freuen uns auf die Kartierergebnisse in 2018, die einen noch höheren Bestand als in unserer letztjährigen Studie erwarten lassen.

 

Aktuell kann im Odenwald von einer Lokalpopulation von bis zu 18 Paaren ausgegangen werden.

Einer der Altvögel steht in den ersten 2-3 Lebenswochen immer am Nest und bewacht seine Jungen.

Bei den aktuellen Temperaturen kühlen sich die Jungvögel ähnlich wie Hunde durch hecheln.


29.05.2018 -  Blütenpracht auf unseren Flächen am Schlossberg in Heppenheim

Auch die Orchideenart Bocksriemenzunge hat sich weiter ausgebreitet. Ihre Samen verbreiten sich ab August  als Körnchenflieger durch den Wind. Zur Keimung benötigt der Orchideensame, da er selbst kein Nährgewebe besitzt, den Wurzelpilz Mykorrhiza, der ihn mit Nährstoffen versorgt.


05.04.2018  WEA - Wahnsinn

 

Nahrungssuchflug eines Rotmilans im Wirkbereich der Rotoren an einer Windkraftanlage des im Bau befindlichen Windparks " Kahlberg " bei Fürth - Weschnitz im hessischen Odenwald.

Der Rotmilan flog nacheinander alle fünf Windkraftanlagen ab.

Rotmilane nutzen sowohl Windwurfflächen und Lichtungen wie auch die Freiflächen um WEA´s im Wald zur Jagd nach Insekten, Vögeln und Kleinsäugern.

Gegenüber WEA´s zeigen Rotmilane auch bei sich drehenden Rotoren kein Meideverhalten.


 

 

Aktuelles Archiv 2017

 

 


18.11.2017 - Erhalt des Abendsegler-Quartierbaumes

 

Mit dem zuständigen Revierförster wurde abgestimmt, dass der Quartierbaum des Abendseglerpfleglings dauerhaft zum Schutz seiner Winterkolonie erhalten bleibt und wurde daraufhin als Habitatbaum gekennzeichnet.


06.11.2017 - Auswilderung des Abendseglerpfleglings und Fund seines Winterquartiers

Unser Abendseglerpflegling hat innerhalb einer Woche 15 Gramm zugenommen und konnte nun nahe seines Fundortes bei Fürth in die Freiheit entlassen werden. Zuvor wurde er mit einem Sender ausgestattet, um per Telemetrie die Lage seines Quartiers ausmachen zu können. Am darauffolgenden Tag konnte er ca. 5 km von seinem Fundort entfernt im Heppenheimer Stadtwald geortet werden. Dort ist er in eine Baumhöhle in seine Winterschlafgruppe von etwa 20 Abendseglern eingezogen.

Waldfledermäuse wie der Abendsegler benötigen ganzjährig eine ausreichend große Anzahl und Auswahl an Habitatbäumen, insbesondere Spechthöhlen besetzt er als Quartier. Die aus Nordosteuropa bei uns im Odenwald überwinternden Abendsegler zieht es hierher, da der Odenwald ein gemäßigtes wintermildes Klima aufweist. Hier kann er bei entsprechenden Temperaturen auch im Winter in nahrungsreichen Gunsträumen, wie entlang von Bachauen und im/über Wald, Insekten jagen. Die Winterquartierbäume werden ebenfalls abhängig von der Witterung z.T. täglich gewechselt. Alljährlich zieht es die Abendsegler zur Überwinterung in dieselben Überwinterungregionen und ihre angestammten Quartiere, so bauen sie im Optimalfall jahrzehntelange Traditionen auf. Im Umfeld der Winterquartiere müssen für starke Frostphasen dicke alte Buchen mit weiträumig ausgefaulten Höhlungen ebenso vorhanden sein wie dünnere Bäume für Warmphasen, so dass die Art energiesparend den Winter überstehen kann. Die Tiere verbleiben dort meist von Oktober bis April.

 

In unseren Wirtschaftswäldern mit rund um das Jahr stattfindenden Hiebmaßnahmen ist es den Fledermäusen kaum noch möglich solche Verbundsysteme aufrecht zu erhalten. Nicht selten kommt es bei den üblichen Durchforstungen zur Zerstörung dieser essentiellen Habitatbäume, mit Spechthöhlen, Stammhöhlen und Stammrissen. Häufig werden Buchenbestände im Alter von 140 Jahren bereits endgenutzt, das bedeutet für die an stabile Ökosysteme angepassten Fledermäuse eine ständige Suche nach neuen Höhlen bei immer weniger Angebot.

Stabile Waldökosysteme mit Urwaldbeständen von 200 bis >1000 Jahren sind in Deutschland nur noch auf etwa 1% der Waldfläche vorhanden. Hier finden sie die fachlich zu fordenden 10 Höhlenbäume pro Hektar Waldfläche. In üblichen Wirtschaftswäldern liegt die Zahl an Höhlenbäumen meist bei weniger als 3 Habitatbäumen pro Hektar. Viel zu wenig um unseren 25 heimischen Fledermausarten genügend Quartierpotential zu bieten.

 

Wir haben die Forstbehörde auf das vorgefundene Quartierzentrum des Abendseglers hingewiesen, da in diesem Bereich Hiebmaßnahmen anstehen und werben für den Erhalt und die Förderung von > 10 Habitatbäumen pro Hektar Waldfläche.

 

Was all die Bemühungen von Naturschutzorganisationen jedoch konterkarieren kann, sind Mitteilungen, dass die hessische Landesregierung, insbesondere die Grüne-Umweltministerin, den Forst zum stärkeren Holzeinschlag angewiesen hat.

Zukunftsfähige Politik und naturnaher Waldbau sehen anders aus. Auch hier werden wir uns um Kurskorrektur beim Ministerium bemühen.


Massiver Rückgang der Insektenbiomasse und Auswirkungen auf Vogel - und Fledermauspopulationen

Die Zahl der Insekten in Deutschland hat sich drastisch reduziert. Die Auswertung einer Studie, die über 27 Jahre an 63 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg durchgeführt wurde, belegt nun schwarz auf weiß die bekannten Rückgänge von Artengruppen wie Schmetterlinge, Bienen und Nachtfalter und kommt zu dem Ergebnis eines Rückgangs aller Fluginsekten um ca. 80% (Quelle: Fachzeitschrift "Plos One" und "Zeit online").

 

Für viele Vogelarten dienen Insekten als Hauptnahrungsquelle. Unsere 25 heimischen Fledermausarten sind ausschließlich auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen. So verwundert es nicht, dass es bei einem solch immensen Insektenbedarf zur Nahrungsknappheit bei diesen Arten kommt und infolgedessen eine Bedrohung für deren Bestände darstellt.

 

Fledermäuse müssen täglich ein Drittel ihre Körpergewichtes an Nahrung aufnehmen, was bei großen Arten 1 Kilogramm pro Jahr und Fledermaus bedeutet. Gerade in Zeiten eines geringen Insektenvorkommens, im Herbst und Frühjahr vor und nach der langen Winterschlafphase, ist es immens wichtig, dass den Tieren ein ausreichend großes Nahrungsangebot zur Verfügung steht, um genügend Fettreserven aufbauen zu können.

 

Zusätzlich sind Fledermäuse für ihre Anfälligkeit gegenüber Umwelttoxinen wie z.B. Pflanzenschutzmitteln bekannt. Über die belasteten Insekten nehmen sie nach und nach die Gifte auf, die sich dann in deren Körper anreichern und Schäden an Immunsystem und Stoffwechselvorgängen hinterlassen.

 

Als Hauptursache für den enormen Insektenrückgang ist die intensive Landwirtschaft mit einem hohen Anteil an Maismonokulturen mit massivem Einsatz von Pestiziden zu nennen, Feldränder mit Hecken, Gehölzen und Blühstreifen sind kaum noch vorhanden, Grünland und Brachlandflächenanteile gehen immer weiter zurück, unsere Gärten und Parks sind häufig monoton und wenig blütenreich angelegt.

 

Gifteinsätze gegen Maikäfer im hessischen Ried und die Bekämpfung von Stechmücken am gesamten Oberrhein, die zusätzlich Auswirkungen auf weitere dort vorkommende Insektenarten haben, sind ebenfalls nicht zu unterschätzende Einwirkungen auf den Insektenreichtum.

 

Enorme nächtliche Lichtemissionen in unseren Städten ziehen Insekten, insbesondere Nachtfalter in großen Mengen an und führen durch Hitzeeinwirkung oder Erschöpfung zum Tod.

 

An Windkraftanlagen spricht man vom sog. "Insect fouling" bei dem die Rotorblätter durch tote Insekten so stark "verschmutzt" werden, dass es zu einem Leistungsabfall kommen kann. Hier nimmt man an, dass die Insekten durch die Wärmeabstrahlung der Gondel, dem hellen Anstrich der WEA und die nächtlichen Positionsleuchten angezogen werden.

 

Lösungsmöglichkeiten zur Eindämmung des Insektenschwundes könnten eine Umorientierung in der Landwirtschaft hin zu einem ökologischen Landbau sein. Dementsprechend ein Wechsel aus Feldern umsäumt von Hecken und Gehölzen, Wiesen mit zeitweiliger Beweidung durch Schafe und der Anlage von Streuobstwiesen. Keinerlei Gifteinsätze in den Wäldern, Einschränkung von Steckmückenbekämpfungen, Reduzierung nächtlicher Beleuchtungsquellen z.B. an öffentlichen Gebäuden und Straßen, Aussaat von Blühwiesen anstelle eintöniger Rasenflächen und eine gezielte insektenfreundliche Bepflanzung in unseren Parkanlagen und Gärten können zu einer positiven Entwicklung der Insektenbestände beitragen.

Um dem Insektenschwund entgegenzuwirken pflegt MUNA e.V. blütenreiche Trockenrasenflächen durch die schonende Mahd per Hand und die Beweidung mit Schafen.


Fledermäuse in Not

 

Dieser weibliche Abendsegler wurde in Fürth im Odenwald geschwächt aufgefunden und wird von uns versorgt, bis er ausreichendes Gewicht besitzt und somit genügend Energiereserven hat, um den Winter zu überstehen. Er wird mit Welpenmilch aus der Spritze gefüttert, da er die übliche Fütterung mit Mehlwürmern verweigert.

Was ist als Erste-Hilfe-Maßnahme zu tun, wenn man geschwächte oder verletzte Fledermäuse auffindet:

 

Fledermäuse sollte man nur mit einem lockeren Tuch oder Handschuhen aufnehmen.

Als vorübergehende Unterbringung eignet sich ein Schuhkarton mit kleinen Luftlöchern versehen, den man mit einem lockeren Tuch bestücken kann.

Oft sind Fledermäuse, hauptsächlich in den Sommermonaten, ausgetrocknet und benötigen dringend Wasser, das man ihnen mit einer kleinen Spritze oder Pipette seitlich am Maul einträufeln kann. Auch ein kleiner Marmeladendeckel mit Wasser gefüllt im Schuhkarton ist ausreichend.

 

Nicht immer ist auf den ersten Blick feststellbar, ob es sich bei aufgefundenen Fledermäusen um Jungtiere, verletzte oder flugunfähige Tiere handelt. Fledermausexperten können sie telefonisch zur weiteren Vorgehensweise beraten.

 

Bei Fragen zu Fledermäusen können sie MUNA e.V. unter folgenden Nummern erreichen:

 

06254/940669 und 06252/4830


Kranichzug in Baden-Württemberg

 

Am 29.10. wurde ein Kranichtrupp über der "Hohen Warte" bei Eberbach beobachtet.

Eine kleine Formation Kraniche überflog den Neckar und " Hebert" bei Eberbach am 31.10.


31.10.2017 - Kranichzug

Ab 13.45 Uhr wurden heute große Kranichtrupps über Schannenbach Richtung Südwest Heppenheim ziehend beobachtet.

Um 15.15 Uhr wurde eine Formation von ca. 60 Kranichen vom Turm des Katzenbuckels aus ungefähr auf Höhe des Krähbergs gesichtet.


30.10.2017 - Kranichzug

 

Ein Kranichtrupp im Odenwald beobachtet vom Standort Rothenberg Hirschhorner Höhe.


Oktober 2017 - Kranichzug

 

Aktuell haben sich zehntausende Kraniche aufgemacht, um von ihren Rastplätzen in Nordostdeutschland in ihre Überwinterungsgebiete nach Frankreich und Spanien zu gelangen. Von Nordeuropa kommend versammeln sich jeden Herbst bis zu 100.000 Kraniche an ihren Hauptrastplätzen bei Linum im Havelland, im Diepholzer Moor, dem Darß-Zingster-Bodden und Rügen. Auf ihrem Weg nach Südwesten ziehen sie in den Nachmittag- und Abendstunden mit nicht zu überhörenden trompetenartigen Rufen über Rheinland-Pfalz und Hessen.

Hier konnte der beeindruckende Formationsflug ziehender Kraniche in Heppenheim an der Bergstraße beobachtet werden.


Oktober 2017 - Vogelzug in Norddeutschland

                                 

Kiebitze und Goldregenpfeifer fliegen hier u.a. zu Hunderten in einen Windpark ein. Ihr Bestand hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre um über 60% verringert.

 

Der Kiebitz gilt mit einem Vorkommen von nur noch ca. 80.000 Brutpaaren in Deutschland als stark gefährdet. Seine Überwinterungsgebiete liegen in Spanien und Frankreich.

 

Der Goldregenpfeifer gilt in Deutschland mit den letzten 20 Brutpaaren in Moorgebieten Niedersachsens als vom Aussterben bedroht. Seine Überwinterungsgebiete liegen in Westeuropa und am Wattenmeer.

Lach- und Sturmmöven folgen ähnlich wie Rotmilan und Weißstorch Traktoren, die Äcker umpflügen. Aus allen Himmelsrichtungen werden die landwirtschaftlichen Flächen angeflogen. So kommt es, dass hunderte Möven, wie hier, in den Wirkraum der schlagenden Rotoren gelangen und verletzt oder getötet werden können.