Den massiven Rückgang der Insektenbiomasse um mehr als 75% belegt die im Jahr 2017 erschienene Krefelder Studie mit der Auswertung von Untersuchungen, die über einen Zeitraum von 27 Jahren in Schutzgebieten durchgeführt wurden.
Eine im September 2020 veröffentlichte Studie zur Biomasse und dem Arteninventar wandernder Fluginsekten am Randecker Maar in der Schwäbischen Alb kommt nun zu dem Ergebnis, dass bei einigen Arten die Dichten um bis zu 97% z.B. bei Schwebfliegen zurückgegangen sind.
Schwebfliegen gehören zu den Zweiflüglern, die durch eine enorm hohe Flügelschlagfrequenz von 300 Schlägen pro Sekunde in der Lage sind im Schwirrflug auf einer Stelle zu verharren und zudem blitzartig zu manövrieren. Durch ihre hummel-, wespen- oder bienenähnliche Gestalt sowie Färbung können sie leicht mit diesen verwechselt werden, jedoch besitzen sie keinen Stachel. Durch diese Nachahmung (Mimikry) schützen sie sich über Abschreckung vor potentiellen Fressfeinden.
Weltweit gibt es etwa 6000 Schwebfliegen-Arten, in Deutschland kommen etwa 450 Arten vor, die sich im Erwachsenenstadium von Nektar und Pollen ernähren. Somit spielen sie als Bestäuber eine äußerst wichtige Rolle.
Schwebfliegen besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume, ebenso benötigen deren Larven spezifische Entwicklungssubstrate.
Zahlreiche Schwebfliegenarten gehören zu den Wanderinsekten. Ähnlich dem Verhalten von Vögeln und Tagfaltern führen sie saisonale Wanderungen zu Winter- und Sommerlebensräumen durch. Mitteleuropäische Schwebfliegenarten ziehen im Herbst, in meist geringen Höhen, Richtung Süd/Südwest in die Mittelmeerregionen.
Seit etwa 50 Jahren wird dieses Phänomen der Insektenwanderung im Rahmen eines Forschungsprogramms zum Vogel- und Insektenzug am Randecker Maar in der Schwäbischen Alb beobachtet. Hierbei wurden insbesondere die Schwebfliegen anhand zweier unterschiedlicher Erfassungsmethoden gezählt. Bei visuellen Zählungen per Fernglas zeigt der Vergleich von Werten der Jahre 1970 bis 1975 mit den Jahren 2014 bis 2019 bei der artenreichsten Gruppe der Schwebfliegen, deren Larven räuberisch von Blattläusen sowie anderen Kleininsekten und Milben leben, einen Rückgang um 97%. Bei der Erfassung mit Insektenreusen erbrachte der Vergleich der Erhebungen von 1978 bis 1987 mit denen von 2014 bis 2019 einen Rückgang von rund 90%. Die Artengruppe der Waffenfliegen und parasitische Schlupfwespen, gingen innerhalb von 35 bis 40 Jahren um 84% beziehungsweise 86% zurück.
Im Gegensatz zur Krefelder Studie, bei der die lokale Insektenwelt an ausgesuchten Standorten gezählt wurde, handelt es sich bei der Studie am Randecker Maar um migrierende Insekten einer zahlenmäßig besonders bedeutenden Artengruppe, dies zeigt somit auf, dass es sich bei den starken Rückgängen der Schwebfliegenarten um ein großräumiges Ereignis handeln muss.
Link zur Studie: 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge (Diptera: Syrphidae, Stratiomyidae; Hymenoptera: Ichneumonidae); Entomologische Zeitschrift, September 2020.
Als Hauptursache für das Insektensterben gelten der massive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, der Verlust wertvoller Lebensräume, nächtliche Lichtemissionen sowie viele weitere summarische und kumulative Wirkfaktoren.
Ein ebenfalls im September 2020 veröffentlichtes Review "Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten ", das von diagnose:funk, dem NABU Baden-Württemberg und der Luxemburger Umweltorganisation AKUT in Auftrag gegeben wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass elektromagnetische Felder einen ernstzunehmenden Einfluss auf die Vitalität von Insekten haben können und damit zum Insektensterben betragen könnten. Das Review wertet die Studienlage von 83 bisherigen Studien zum Thema aus. Dabei fanden 72 Studien einen Effekt und negative Wirkungen durch EMF auf Insekten, wie z.B. Einschränkungen des Orientierungssinns, reduzierte Fortpflanzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit, Misserfolg in der Nahrungssuche, Blockierung der Atmungskette, Fehlaktivierung im Immunsystem u.v.m. und somit ähnliche Symtomatiken wie durch Insektizide bekannt.
Einige der Studien belegen durch Experimente, dass trotz geringer Belastungen durch Sendeanlagen nach mehreren Monaten schädliche Auswirkungen auf Insekten eintraten.
Link zum Review: Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten; Umwelt-Medizin-Gesellschaft 3/2020
https://www.diagnose-funk.org/1607
Im Spätsommer meist Ende Juli bis Anfang August lösen sich die Wochenstubengesellschaften unserer heimischen Fledermäuse auf. Die Jungtiere gehen nun selbst auf die Jagd und werden von der Muttermilch nach und nach entwöhnt. In diesem Zeitraum bis in den Herbst hinein kommt es gelegentlich zu Wohnungseinflügen von unerfahrenen Jungtieren, meist der Zwergfledermäuse, die sich "verflogen" haben oder die Umgebung nach neuen Quartiermöglichkeiten erkunden. Manchmal fliegen die Fledermäuse in sog. "Invasionen" gleich gruppenweise ein und folgen dabei offensichtlich den lockenden Rufen anderer Koloniemitglieder. Ein solcher Einflug fand dieser Tage in einem großen Wohnkomplex in Heppenheim statt, bei dem MUNA zur Hife gerufen wurde. Über 50 Zwergfledermäuse hatten sich Tagesverstecke in den hohen Fluren des Gebäudes, in Spalten und in den Ecken von Sandsteinkapitellen gesucht.
Ein Teil der Fledermäuse fand eigenständig den Weg, durch die daraufhin in der Abenddämmerung weit geöffneten Fenster, nach draußen. Nach und nach konnten weitere Tiere, durch die Unterstützung einiger Bewohner, von ihren Tagesverstecken behutsam abgesammelt werden. Die Fledermäuse wurden anschließend versorgt und wohlbehalten in die Freiheit entlassen.
Eine hungrige Zwergfledermaus wird mit Welpenmilch gefüttert.
Um eine Wiederholung von Einflügen der ortstreuen Fledermäuse in die Gebäude zu vermeiden, wurde als langfristige Lösung die Anbringung von Fliegengittern an den Flurfenstern empfohlen.
Die Zwergfledermaus ist die am häufigsten in Deutschland vorkommende Fledermausart und gehört neben der Mücken- und Rauhautfledermaus zu den kleinsten Fledermausarten. Enge Spalten wie beispielsweise hinter Dachverschalungen, Fensterläden oder in Mauerritzen nutzt sie als Sommer- oder Winterquartier. Allabendlich kann man sie bei der Jagd auf ihren Flugbahnen um die Häuser beobachten, gerne nutzt sie dabei das hohe Insektenangebot im Bereich von Straßenlaternen.
Der nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und europäischer FFH-Richtlinie streng geschützte Wolf galt lange Zeit als ausgerottet und gilt auch heute noch bundesweit als vom Aussterben bedroht. Der Bestand des Wolfs nimmt in Deutschland seit der Wiederbesiedlung in 2000 stetig zu. Nach aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz (Monitoring 2018/2019) sind derzeit 105 Wolfsrudel, 25 Elternpaare und 13 territoriale Elterntiere bekannt, eine echte Erfolgsgeschichte für diese einst ausgerottete Art und den Naturschutz. Für Hessen sind zwei Reviere belegt, die über wenigstens 6 Monate von mindestens 1-2 Wölfen besetzt sind. Somit ist alljährlich, zur Zeit der Jungengeburten ab Anfang Mai, mit aus den 105 bekannten Familienverbänden abwandernden Jungwölfen zu rechnen, die sich in alle Himmelsrichtungen verteilen und neue Reviere sowie einen Partner suchen. Die meisten Familienverbände kommen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen vor.
Im Odenwald sind in den letzten 4 Jahren fünf bestätigte Wolfsnachweise gelungen. Streng genommen sind noch keine sesshaften Tiere oder ein Familienverband (Rudel) bestätigt, jedoch wird auch nicht gezielt danach gesucht. Eine dauerhafte Ansiedlung ist jedoch nur eine Frage der Zeit, da der Odenwald für den Wolf einen optimalen Lebensraum darstellt, reichlich Nahrung bietet und genügend ruhige Orte zur Jungenaufzucht vorhanden sind. Auch im Odenwald bei Reichelsheim kam es nun innerhalb weniger Tage zu 2 Wolfsnachweisen, bei denen es sich um das gleiche Tier handeln kann, es aber auch ein Hinweis darauf sein kann, dass der Lebensraum für die Revierbildung besonders attraktiv ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich aufgrund des unauffälligen Verhaltens bereits seit Jahren sesshafte Tiere auch im Odenwald aufhalten und, solange sie keine Nutztiere als Beute auswählen oder fotografiert werden, auch nicht weiter auffallen.
MUNA gelang am 22.04.2020 der Nachweis eines Wolfes durch die Nachtaufnahme einer im Rahmen eines Schwarzstorchmonitorings gestellten Kamera bei Reichelsheim.
Laut einem Bericht in der regionalen Presse hatte in den Morgenstunden am 25.04.2020 ein Spaziergänger aus Fränkisch-Crumbach ebenfalls bei Reichelsheim einen Wolf gesichtet und fotografieren können.
Wölfe leben in einem Familienverband, dem Rudel, das aus den beiden Elterntieren, diesjährigen Welpen und Jungtieren des Vorjahres besteht. Die Jährlinge verlassen das Rudel im Alter von meist einem Jahr bis spätestens drei Jahren, um ein eigenes Territorium und einen Partner zu finden. Hierbei können sich die Langstreckenläufer unmittelbar an das Elternrevier ansiedeln, aber auch mehrere 1.000km zurücklegen, bevor sie sich niederlassen und ein eigenes Revier verteidigen oder eine Familie gründen. So wandern nach wie vor Wölfe aus Polen, Tschechien oder Italien auch nach Deutschland ein. Auch bei den täglichen, ausgedehnten Streifzügen durch sein Revier, meist um 200km² groß, legt der Wolf regelmäßig die Strecke eines Marathons zurück.
Mittlerweile siedeln am Heppenheimer Schlossberg mehrere Paare der seltenen Zaunammer, eine davon auf unseren vereinseigenen Flächen. In Hessen kommt die Art nur an drei Stellen mit wenigen Brutpaaren vor. Nur wenige meist lokale Bestände der nach der Roten Liste gefährdeten Art sind vor allem in Südwestdeutschland mit Schwerpunkt in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg anzutreffen.
Die wärmeliebende Ammerart brütet bevorzugt an sonnenexponierten Hängen in buschreichen Kulturlandschaften. Das Nest der Zaunammer befindet sich meist bodennah in Büschen unter dichtem Bewuchs. Der seltene Sperlingsvogel zieht 2-3 Jahresbruten groß.
Mit 30 Exemplaren äußert zahlreich, blüht in diesem Jahr die seltene und streng geschützte Orchideenart Bocksriemenzunge auf unseren mageren Wiesenflächen.
Blütenstand der Bocksriemenzunge mit gut getarnter Krabbenspinne auf ankommende Insekten lauernd. Nur die weibliche Krabbenspinne ist in der Lage ihre Körperfarbe in weiß, gelb oder grünlich zu wechseln.
Bei der diesjährigen Amphibienwanderung bei Elmshausen im Lautertal konnten im Zeitraum zwischen dem 15. Februar bis 15. April insgesamt 821 Erdkröten und Grasfrösche gesammelt und sicher in das Laichgewässer Striethteich gebracht werden.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden etwa 200 Amphibien weniger dokumentiert, auch der Rückgang an Grasfröschen ist auffällig hoch. Anhand langjährig gesammelter metereologischer Vergleichsdaten sowie nach aktuellen Wettervorhersagen wird kurzfristig ermittelt, wann Amphibien vermutlich wandern werden. Ein Fahrweg, der von den Amphibien teilweise mehrere hundert Meter, unter stundenlanger Gefahr Verkehrsopfer zu werden, längs bewandert und überquert werden muss, wird an bis zu 20 Nächten mit Schranken abgesperrt.
Seit dem Jahr 1992 wird diese Amphibienschutzmaßnahme von dem MUNA Vorstandsmitglied Paul Reil durchgeführt und das Wanderverhalten insbesondere der Erdkröten unter Einfluss von Helligkeit (Mondphasen/Bewölkung), Luftdruck und Temperatur erfasst. Die Vermutung hat sich nach Auswertung der Daten bestätigt, dass die Erdkröten bei zu großer Helligkeit trotz idealen, hohen Luft- und Bodentemperaturen nicht wandern, sowie den Aufenthalt auf freien Flächen vermeiden, vermutlich um nicht von Beutegreifern zu leicht erkannt zu werden.
Bedingt durch längere Kälteeinbrüche im April verzögerte sich die Kaulquappenentwicklung in diesem Jahr. Durch zu kurz geschnittene Ufervegetation des Striethteiches, wie z.B. überhängende Büsche, fehlen für Laich, Kaulquappen und die Jungamphibien wichtige Schutzbereiche fast völlig. Prädatoren wie Graureiher haben hier leichte Beute. Zudem reduzieren ein hoher Fischbestand mit einer großen Anzahl von Goldfischen und mehrere standortfremde Nordamerikanische Schmuckschildkröten die einheimische Tierwelt. Lediglich eine 10m lange Krautzone aus Schwertlilien und Teichrosen bietet derzeit ausreichend Schutz und wird von den Amphibien zur Laichablage gut angenommen.
Frisch metamorphosierte Jungkröte (Hüpferling) beim ersten Landgang. Erst nach drei Jahren werden es einige wenige von mehreren tausend Geschwistern geschafft haben, sich selbst im Geburtsgewässer fortzupflanzen.
MUNA begleitet und dokumentiert die Rückkehr des Bibers u.a. im Dreiländereck des Mittelgebirges Odenwald. Bisher konnten über 30 Biberreviere nachgewiesen werden. Eines der schönsten gestaltet der "Landschaftsbauer" Biber gerade bei Reichelsheim in der Gersprenzaue.
Die Anwesenheit des Bibers ist gerade im Herbst und Winter an Ansammlungen geschälter Äste, Zweige und gefällter Bäume an den Uferrandstreifen von Gewässern erkennbar. Im Gegensatz zur sommerlichen Nahrung des Bibers, die vor allem aus terrestrischen und aquatischen Gräsern und Kräutern besteht, ernährt sich das Nagetier im Winter überwiegend von der Rinde und jungen Zweigen von Pappel- und Weidenarten. Die Nahrungssuche beschränkt sich hierbei auf einen Umkreis von 10-20m zum schützenden Gewässer. So dient die Entwicklung von 10-20m breiten Uferrandstreifen mit Baum, Strauch- und Krautbewuchs als vorbeugende wirksame Maßnahme vor Schäden in der Landwirtschaft.
Als Schutz- bzw. Fluchtweg bis zu den Nahrungsquellen, baut der Biber Kanäle und staut das Wasser soweit an, um sicher dorthin gelangen zu können.
Durch die entstehenden Lebensraumveränderungen schafft der Biber somit auf natürliche Weise günstige Nahrungs- und Ansiedlungsbedingungen und hierdurch die Lebensgrundlage für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Retentions- und Lebensraum in Biberhand, hier bei Reichelsheim.
Über selbst gegrabene Kanäle bewässert er die Aue, schafft sich so neuen Lebensraum und entwickelt die Aue zu den artenreichsten heimischen Lebensräumen.
Wie mild ein Winter ist, lässt sich leicht an den bereits im Januar blühenden Haselnusssträuchern erkennen.
Unter den Vögeln zeigen immer mehr bei uns überwinternde Rotmilane, dass ein gefahrenvoller Zug in die Wintergebiete nicht mehr zwingend notwendig ist. Zu einem spürbaren Heimflug in seine hiesigen Brutgebiete kam es mit dem Orkan "Sabine" um den 11. Februar.
Bergfinken aus Nordosteuropa, die in großen Schwärmen in Deutschland meist im Dezember/Januar bei uns einfallen, blieben weitgehend aus. Auch Seidenschwänze und Singdrosseln waren großräumig nicht zu beobachten.
Kraniche sind seit Januar und verstärkt im Februar ebenfalls auf dem Rückweg in die Brutgebiete. Aber auch vom Kranich verblieben mittlerweile mehrere 1.000 Vögel in geeigneten Rastgebieten in Deutschland. Der Großteil der mitteleuropäischen Population verbringt den Winter überwiegend in Spanien, hier vor allem in der Estremadura, wo die Allesfresser reichlich Nahrung in den Kork- und Stieleichenwäldern und auf Reis- und Maisfeldern finden, wie auch an der Laguna de Gallocanta, einem der größten Binnenseen im Nordosten Spaniens. Weitere große Überwinterungsplätze befinden sich in Südfrankreich in der Champagne.
Die Frühzieher nutzen auf ihrem Flug über Deutschland unterschiedliche Zugkorridore des westeuropäischen Zugweges. An Hauptzugtagen können oft mehrere tausend Kraniche in großen Trupps, in teils großen Zugketten von über 1.000 Vögeln beobachtet werden. Der Zug ist noch bis weit in den März zu beobachten.
Kranichtrupp am 02.02.2020 über der Gersprenzaue/Südhessen
Trupp von 50 Kranichen am 14.02.2020 über Worms(RLP)