Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii


 

Die Bechsteinfledermaus ist eine typische Waldfledermausart, die als Anhang II und IV Art der FFH Richtlinie, als stark gefährdete Art der Roten Liste Kategorie 2 und einem Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland zu den Verantwortungsarten gehört und unter besonderem Schutz steht. Ähnlich wie beim Rotmilan leben etwa 60% des Weltbestandes der Bechsteinfledermaus in Deutschland. Hessen und Bayern als eine der waldreichsten Bundesländer kommt für die Art eine besondere Verantwortung zu.

 

Die Bechsteinfledermaus nutzt vorzugsweise alte Buchen- und Eichenbestände mit einem hohen Anteil an Alt- und Totholzbäumen und zum Teil auch Streuobstwiesen in Waldrandnähe als Lebensraum. Hier bezieht sie Quartiere in Baumhöhlen, insbesondere Spechthöhlen werden von ihr bevorzugt, bei geringem Angebot nimmt sie als Ersatz Vogel- und Fledermauskästen an. Die Wochenstubenverbände der Bechsteinfledermaus umfassen meist mehrere Kolonien die aus 10-20 Weibchen und ihren Jungtieren bestehen. Diese Kolonien teilen sich regelmäßig auf, schließen sich wieder zusammen, um sich anschließend erneut aufzuteilen, man nennt es fission-fusion-societies. Die Quartierwechsel erfolgen ca. alle 2-3 Tage. Somit ist ein besonders hohes Quartierangebot für die Bechsteinfledermaus von extremer Wichtigkeit. Der häufige Wechsel geschieht aus hygienischen und mikroklimatischen Gründen und dient außerdem der Vermeidung von Angriffen durch Prädatoren wie Eulen, Baummardern und Katzen. Einzelne Kolonien benötigen somit 50 und mehr Spechthöhlen in einem Umkreis von meist unter 2 km, dem sogenannten Quartierverbund.

 

Unsere eigenen Untersuchungen zur Art belegen auch die Nutzung von Baumhöhlenquartieren über 2 Wochen (Grünspechthöhle in einem Apfelbaum auf einer Streuobstwiese) hinweg. Somit können günstige Höhlen auch deutlich länger genutzt werden als üblich. Auch zeigen unsere Befunde, dass künstliche Höhlen (Fledermauskästen) zwar schnell von der Art angenommen werden können, solange man sie in einem bestehenden Quartierzentrum anbringt doch deren Nutzung häufig erst spät im Jahr mit Flügge werden der Jungtiere erfolgt. Somit scheinen, wie bei anderen Arten auch, Nisthilfen eine untergeordnete Rolle zu spielen, als alleinige Ersatzmaßnahme für den Verlust von Baumquartieren sind sie daher nur bedingt geeignet. Dem dauerhaften Erhalt von Alteichenbeständen, kommt auch für die Bechsteinfledermaus, wie für die Mopsfledermaus und Nymphenfledermaus eine herausragende Rolle zu. 

 

Im Vergleich zu den Weibchen leben die Männchen solitär, siedeln sich meist in unmittelbarem Umfeld zu den Kolonien an, verbleiben deutlich länger, bis zu drei Wochen im Quartier und paaren sich mit Weibchen unterschiedlicher Kolonien. Auch findet man sie zeitversetzt, z.T. in denselben Höhlen wie die Wochenstuben. 

 

Wenn ihr Lebensraum störungsfrei bleibt, ist die Bechsteinfledermaus, wie auch die Mopsfledermaus, sehr standorttreu und wenig wanderfreudig mit geringen Distanzen vom Sommerlebensraum zum Überwinterrungsgebiet von bis zu 40 km.

 

Die essentiellen Nahrungshabitate der kleinräumig nahrungssuchenden Bechsteinfledermäuse liegen meist innerhalb des Quartierverbundes bis 1.500 m um den Quartierverbund. Die mittelgroße Fledermaus ist begünstigt durch die kurzen, breiten Flügel, sehr wendig und bejagt allabendlich das Nahrungshabitat in langsamen Flug, zum Teil auch im Rüttelflug, in meist dichter Vegetation. Bei den Jagdflügen nutzt die Bechsteinfledermaus sehr kurze Ultraschallrufe und nimmt mit ihren langen Ohren geringste Echolaute wahr, die sie befähigen am Boden oder auf Blättern ruhende und krabbelnde Insekten abzusammeln. Zu ihrem Beutespekrtum gehören Mücken, Larven, Käfer, Weberknechte , Spinnen, Raupen, Nachtfalter, Heuschrecken und Ohrwürmer.

 

In der Zeit der Laktation muss eine Bechsteinfledermaus mehr als 2/3 des Körpergewichts an Nahrung aufnehmen, was eine hohe Insektendichte in ihrem Jagdgebiet erforderlich macht.

 

August 2018