Mit etwa 300 Brutvogelarten besitzt Deutschland im mitteleuropäischen Raum eine hohe biologische Vielfalt bei dieser Tiergruppe.
In den Medien ist immer wieder zu vernehmen, dass in den letzten 20 Jahren bundesweit mit dem Verlust von 14 Mill. Brutpaaren, auch unsere häufigsten Vogelarten, wie Amsel und Haussperling, betroffen sind. Kiebitz und Rebhuhn als typische Arten der Agrarlandschaft gingen gar im gleichen Zeitraum um 90% im Bestand zurück. Jeweils 1/3 aller Arten zeigt abnehemende, stabile oder zunehmende Bestände. Die meisten Arten nehmen im Offenland (Agrarlandschaft) ab. Arten der Wälder und im Siedlungsraum sind häufig stabil, leicht zu- oder abnehmend. Mit gezielten Artenhilfsmaßnahmen lassen sich auch Arten der Agrarlandschaft, wie die Großtrappe fördern.
Somit ist es bei der durchweg hoch mobilen Tiergruppe der Vögel möglich, durch gezielte Maßnahmen oder ein Umdenken in unserer Landnutzung zahlreiche Arten vor rückläufigen Beständen oder dem Aussterben zu bewahren.
Näheres kann man im BfN-Bericht zur Situation der Brutvögel in Deutschland nachlesen:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/monitoring/Dokumente/ViD_Uebersichten_zur_Bestandssituation.pdf
Nachfolgend werden einzelne Arten aus unterschiedlichen Gilden exemplarisch dargestellt. Dies betrifft Arten des Offenlandes, Halboffenlandes, Waldes und Siedlungsraumes. Da Deutschland eine wichtige Drehscheibe im internationalen Zugvogelgeschehen darstellt, wird auch die Norddeutsche Bucht bzw. das Wattenmeer exemplarisch mit einigen Arten beschrieben.
Die Bestände der meisten heimischen Arten sind nach Bestandstiefs in den 70er Jahren aufgrund nachlassender Verfolgung, Verbot von DDT und gezielten Schutzmaßnahmen überwiegend stabil. Einige Arten nehmen nach wie vor noch zu, so Fischadler und Seeadler. Arten wie der Rotmilan gelten noch als im Bestand gleichbleibend, doch zeigen unsere Studien einen Abwärtstrend, der sich vermutlich in den nächsten bundesweiten Monitoringberichten ebenfalls zeigen wird.
Nachfolgend eine nähere Beschreibung einzelner Arten aus dieser Ordnung.
Bei dieser Artengruppe hat der Uhu die größte Bestandszunahme und Arealausdehnung durchgemacht. Auch er wurde lange intensiv verfolgt. Durch Abschuss, Vergiftung und Aushorstung sowie dem Einsatz von DDT war er weiträumig ausgerottet.
In unseren Monitoringflächen siedelt die Art in hoher Dichte und kommt an den ungewöhnlichsten Orten vor.
Nach wie vor ist der Steinkauz, eine Charakterart der Streuobstwiesen, vielerorts rückläufig.
Weltweit sind etwa 90 Arten in der Familie der Segler bekannt. Die meisten davon leben in den Tropen. In Deutschland kommen nur zwei Seglerarten vor, der häufigere Mauersegler und der nur regional angesiedelte Alpensegler.
Ihre stromlinienförmigen Körper mit sichelartigen Flügeln ermöglichen es diesen Vogelarten sehr hohe Fluggeschwindigkeiten zu erreichen. Spitzengeschwindigkeiten von etwa 110km/h im Horizontalflug und etwa 200km/h im Sturzflug konnten schwedische Forscher beim Mauersegler messen. Durch ihre besondere Anpassung sind beide Arten in der Lage sich über mehrere Monate ununterbrochen in der Luft zu bewegen, die Nahrungs- und Wasseraufnahme, der Schlaf und die Paarung finden meist im Flug statt. Beim Mauersegler wurde anhand von Datenloggern ein Daueraufenthalt von 10 Monaten in der Luft nachgewiesen.
Als Koloniebrüter können beide heimische Seglerarten, abhängig vom Angebot an Nistmöglichkeiten, lokal hohe Siedlungsdichten erreichen. Bei Quartierverlusten kann dies jedoch zu starken lokalen Bestandseinbrüchen führen. So zählen der Verlust von Nistgelegenheiten an Gebäuden im Zuge von Sanierungen oder beim Abriss alter Gebäude sowie der Verlust der Brut durch bauliche Maßnahmen während der Brutzeit zu den häufigsten Gefährdungsursachen. Auch der allgemein spürbare Rückgang an Fluginsekten führt wie bei den Schwalben zum Rückgang der Gesamtpopulation.
Da Mauersegler wie auch Alpensegler freien Anflug zu ihren Nistplätzen benötigen, kann schon das Anbringen eines Baugerüstes am Brutgebäude die Altvögel irritieren, den Anflug zum Nest erschweren oder unmöglich machen, was im Endeffekt den Verlust der Bruten einer gesamten Kolonie zur Folge haben kann.
Informationen zum Erhalt natürlicher Nistgelegenheiten und zur Schaffung neuer Nistplätze für Mauer- und Alpensegler finden Sie hier: