Das Verbreitungsgebiet der Grauammer erstreckt sich über Europa, mit Ausnahme weiter Teile Skandinaviens, wie auch über Nordafrika und große Bereiche Asiens.
Mit einer Lämge von 16-19 cm ist die Grauammer unsere größte Ammernart, durch ihr schlichtes graubraun gestricheltes Gefieder wirkt sie jedoch recht unauffällig. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt. Auffallend und charakteristisch hingegen ist der kräftige Schnabel und ein lauter, monotoner Gesang, ähnlich dem Klirren eines Schlüsselbundes, den nur der männliche Vogel von erhöhten Sitzwarten aus verlauten lässt.
Die Grauammer besiedelt weiträumige, offene, besonders reich strukturierte Kulturlandschaften des Tieflandes und gilt als Leitart für die Feldvogelarten der Agrarlandschaft, die auf Veränderungen ihres Lebensraumes sehr schnell reagiert. Neben Acker- und extensiv genutzten Grünlandflächen, Streu- und Riedwiesen, ist sie auch in offen gelassenen Steinbrüchen, Bergbaufolgelandschaften und auf Truppenübungsplätzen anzutreffen. Landschaften mit hohem Waldanteil und Intensivgrünland werden von der Ammernart gemieden. Essentielle Elemente ihres Lebensraums sind erhöhte Strukturen wie Einzelbäume und -büsche, Pfähle oder Zäune, die den Männchen als Singwarte dienen. Ebenso relevant sind Brachen, abwechslungsreiche Randstrukturen, wie Böschungen, Gräben und Säume, sowie eine artenreiche Ackerbegleitflora, um eine ausreichende Nahrungsverfügbarkeit zu gewährleisten und in dichter Bodenvegetation eine Nestanlage mit guter Deckung zu ermöglichen. Die Art brütet bevorzugt in Klimaregionen mit geringen Niederschlägen in der Vegetationsperiode.
Häufig geht die Grauammer keine klassische Paarbindung ein. Die Männchen besetzen zwar Reviere, verpaaren sich oftmals aber mit verschiedenen Weibchen(Polygnie). Die Reviere liegen in Schwerpunktgebieten relativ dicht nebeneinander. Von den Weibchen jedoch werden die Reviergrenzen z.B. bei der Futtersuche nicht beachtet und regelmäßig sind sie in Gesellschaft verschiedener Männchen anzutreffen (Polyandrie).
Das Nest baut die weibliche Grauammer zum überwiegenden Teil aus Grashalmen meist am Boden in flacher Mulde, nur selten wird ein Nest höher errichtet. Das Innere des Nestes wird mit feineren Pflanzenteilen, Tierhaaren und Wollfäden ausgekleidet.
Die Eiablage findet vergleichsweise spät im Mai/Juni statt und kann sogar noch im Juli oder Anfang August erfolgen, wobei selten auch Zweitbruten möglich sind. Am Nestbau und der Bebrütung des Geleges von 4-5(2-6) Eiern beteiligen sich die Männchen nicht. Die Brut dauert 11-13 Tage, die anschließende Nestlingszeit etwa 9-12 Tage. Nur in der späten Phase der Nestlingszeit ist das Männchen in die Fütterung einbezogen. Die Nestlingsnahrung besteht fast ausschließlich aus Insekten wie Schmetterlingen, Heuschrecken, Käfern und kleinen Schnecken, sowie Spinnen. Bei schlechter Witterung stehen auch Getreidekörner und Samen auf dem Speiseplan der Jungen. Erwachsene Grauammern ernähren sich überwiegend von Sämereien von Gräsern, Wildkräutern und Getreidekörnern.
Außerhalb der Brutzeit lebt die Grauamer sehr gesellig. Nach dem Verlassen der Brutreviere, spätestens im August/September, schließen sich die Grauammern, teilweise vergesellschaftet mit anderen Kleinvogelarten, wie z.B. Goldammern, zu Schwärmen zusammen. Auf Stoppelfeldern, nicht abgeernteten Feldern oder in Feuchtgebieten gehen sie gemeinsam auf Nahrungssuche und bilden, meist in Schilfröhricht, große Schlafgemeinschaften.
Die vielfältigen Lebensraumansprüche der Grauammer werden heutzutage nicht mehr genügend erfüllt. So hat der Verlust geeigneter Habitate dazu geführt, dass die Charakterart offener Landschaften mit ehemals fast flächendeckenden Vorkommen, inzwischen in mehreren Bundesländern wie z.B. in NRW, Hessen, Bayern, Baden-Württenberg und Niedersachsen als vom Aussterben bedroht gilt. Häufig bestehen nur noch lokale Einzelvorkommen. In der Roten Liste Deutschlands wird die Grauammer in der Vorwarnliste mit weiterhin abnehmendem Bestandstrend geführt.
Die starken Bestandsabnahmen der Grauammer, als auch Rückgänge zahlreicher weiterer Vogelarten der Feldflur wie Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, Goldammer, Ortolan u.v.m. sind in erster Linie auf die stetig fortschreitende Nutzungsintensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen. Damit einhergehend führen vielfältige, zerstörende Faktoren, wie großflächiger, massiver Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, Saatgutbeize, Flurbereinigungen, Verlust von Grabenstrukturen, Böschungen, Säumen, Brachflächen usw., Verlust von Strukturelementen wie Gehölzen, Entwässerungen, Verlust von Extensivgrünland, zu frühe und zu häufige Mahd von Grünlandflächen, zu zeitiges Umpflügen von Ackerflächen und damit Mangel an Stoppelfeldern, die Zunahme von Maismonokulturen für Biogasanlagen usw. zu einer Verringerung an ganzjährigen Nahrungsressourcen (Insekten, Ackerwildkräuter, Erntereste) und zum Verlust ungestörter, geschützter Habitate zur Nestanlage, sowie zur Zerstörung von Gelegen.
Weitere Infos zur Grauammer finden Sie unter folgenden Links:
Link - Verbreitung und Bestandsentwicklung der Grauammer Emberiza calandra in Baden-Württemberg:
https://www.ogbw.de/images/ogbw/files/orn_jh/33/33_03_Anthes_Grauammer.pdf
Link - Die Grauammer Emberiza calanra in Nordrhein-Westfalen - bald nur noch eine Erinnerung?:
Link - Literaturstudie zu Bestandstrend sowie Ursachen für die Bestandsentwicklung von ausgewählten Feldvogelarten:
http://www.db.zs-intern.de/uploads/1503385709-Vogelstudie.pdf