Ursprünglich bewohnte das Rebhuhn Steppen, Waldsteppen und Heidegebiete. Als Kulturfolger war das Rebhuhn bis in die Nachkriegszeit eine der häufigsten Feldvögel unserer Agrarlandschaft, geschätzt gab es damals 3 Millionen Paare in Deutschland. Heute sind es nur noch etwa 30.000 Paare und somit nur noch 1% des damaligen Bestandes. Allein in den letzten 30 Jahren kam es zum Verlust von 94% der Bestände. In der Roten Liste Deutschlands gilt das Feldhuhn als stark gefährdet, jedoch ist es vielerorts vom Aussterben bedroht, so beispielsweise in Baden-Württemberg oder vielerorts bereits ausgestorben. Auch in der Schweiz gilt das Rebhuhn mittlerweile als ausgestorben. Grund hierfür ist in erster Linie die Intensivierung in der Landwirtschaft, wo es kaum noch Rückzugsräume für die Aufzucht der Küken gibt oder ausreichend winterliche Deckung zum Schutz vor Beutegreifern, wie Fuchs und Habicht. Auch der Mensch bejagt das Rebhuhn nach wie vor. Als Laufvogel und Kurzstreckenflieger kann das Rebhuhn kaum vor Feinden fliehen und nutzt sein graubraunes Gefieder zur Tarnung auf den Ackerflächen.
Eine weitere wesentliche Ursache für die Bestandsrückgänge der Art ist der Insektenmangel durch Pestizideinsätze sowie der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln auf Feldern und Wiesen, der die Anzahl an Wildkräutern drastisch verringert. Blütenreiche Felder sind inzwischen aus unserer Kulturlandschaft verschwunden. Für mehrere Ackerwildkräuter besteht eine große bis sehr große Verantwortung Deutschlands, jedoch ist eine erhebliche Anzahl an Ackerwildkrautarten auf den Roten Listen Deutschlands und der Länder zu finden. In Bayern beispielsweise sind zwei Drittel als gefährdet eingestuft oder bereits ausgestorben, bundesweit sind es mehr als ein Drittel.
Eine mittlerweile erprobte und besonders effektive Methode dem Rebhuhn wieder Lebensraum zu bieten, sind mehrjährige Blühflächen. Hier finden Rebhühner ganzjährig ausreichend Deckung und Nahrung in Form von Insekten, Kräutern und Samen. Blühstreifen sollten jedoch eine Mindestbreite von 20m aufweisen. Neben diesen Flächen benötigt das Rebhuhn Niederhecken, mehrjährige Säume, sowie Graswege, aber auch kurzgrasige, trockene Bereiche.
Rebhühner werden kaum älter als 3 Jahre. Im Februar beginnt die Balz, wo meist mehrere Hähne in enger Nachbarschaft nach Einbruch der Dämmerung laut rufend den Weibchen imponieren. Die Weibchen laufen von Hahn zu Hahn und suchen sich den für sie passenden aus. Danach wird es ruhiger, die einzelnen Paare wandern dann in die Bruthabitate, häufig Brach- oder Blühflächen und beginnen im Mai mit Nestbau und dem Legen der Eier. Bis zu 20 Eier kann ein Weibchen in ein Bodennest, gebaut aus vorjährigem Gras, legen. Da nur alle 1-2 Tage ein Ei gelegt wird und das Weibchen erst bei Vollgelege mit der Brut beginnt, ist der Mai für das Legegeschäft reserviert. Das Männchen beteiligt sich nicht an der Brut, bewacht aber das brütende Weibchen, meldet bei drohender Gefahr und hält Elstern fern. Im Juni schlüpfen dann die Küken, als Familie bleiben sie bis Mitte August zusammen. In dieser Zeit darf keine Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen stattfinden, da ansonsten das Gelege oder die Küken nicht überleben. Etwa 10% der landwirtschaftlichen Flächen müssten aus Wiesen- oder Ackerbrachen bestehen, um ein dauerhaftes Überleben des Rebhuhns aber auch zahlreicher weiterer Arten, wie Grauammer, Feldlerche, Wachtel, Feldhamster und zahlreicher Wildbienenarten zu ermöglichen. Die Bundesländer bieten hierfür eigene Förderprogramme für Landwirte an, die mit der Anlage von Blühflächen und auch Niederhecken einen ganz entscheidenden Anteil am Überleben nicht nur des Rebhuhns beitragen können.
In einigen Projektgebieten im Oberrheingraben konnten bei unseren jüngsten Kartierungen erfreuliche Bestandserholungen beobachtet werden. So ließen sich in einzelnen Probeflächen von 100ha landwirtschaftlicher Fläche mit 15ha günstigen Rebhuhnflächen 10 Brutpaare ermitteln. Somit funktionieren nachweisbar Schutzmaßnahmen wie Niederhecken, mehrjährige Blühflächen sowie Wiesenbrachen besonders effektiv.
März 2022